Gottesdienst = Seniorentreff?

Ganz ehrlich - wie oft besucht man schon einen Gottesdienst? Die meisten wahrscheinlich einmal im Jahr, an Weihnachten. Ansonsten ist man doch immer ganz froh, wenn man am Sonntagmorgen ausschlafen kann – oder?  

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Ich habe mich mit diesem Thema beschäftigt, als es hieß, Konfirmation: Ja oder nein. Ausprobieren schadet nichts, also fing ich an, die Gottesdienste zu besuchen um mir ein eigenes Bild zu machen. Es erstaunte mich nicht, dass überwiegend alte Leute den Gottesdienst besuchten, damit hatte ich gerechnet. Aber warum ist das so?

An sich hat die Gemeinde ja nichts zu tun, außer die Lieder und die liturgischen Gesänge herunter zu beten. Und da wundert sich die Kirche, dass nur so wenige Leute den Gottesdienst besuchen?
Theologiestudentin Juliane Rupp meint, das liege aber auch unter anderem an der Zeit: Sonntags um zehn Uhr morgens liegen die meisten Jugendlichen noch im Bett und schlafen aus, berufstätige Erwachsene sind froh über einen freien Tag mit gemütlichem Frühstück. Kinder und Jugendliche können mit den traditionellen, oft steifen Gottesdiensten eher weniger anfangen, weil sie nicht zu ihrer Lebenswelt passen. Bei den Senioren aber gehören Gottesdienste noch zur Tradition. Sie sind damit aufgewachsen, Sonntagmorgens die Kirche zu besuchen.

Die Kirche müsste mit ihrem Gottesdienstablauf ein wenig mehr ins 21. Jahrhundert vorrücken. Juliane Rupp ist sich sicher, mit ein paar Änderungen könnte man den Gottesdienst auch für die junge Generation attraktiver gestalten: Zum Beispiel, indem man Musik auswählt, die Jugendliche anspricht, also statt der Orgel auch mal eine Band spielen lässt. Kleine Theateranspiele, bei denen Jugendliche mitwirken und ihre Ideen und Meinungen herüber bringen, wären sicher ansprechend. Auch die Predigttexte sollten vereinfacht und verständlicher und nicht kirchlich abgehoben sein. Sie sollten aktuelle Themen aus dem Alltag mit einbinden.

Ich denke, das würde doch auch das Interesse der Gemeinde steigern, häufiger einen Gottesdienst zu besuchen. Ein erster Schritt dazu wurde ja schon getan. Hin und wieder gibt es in Gemeinden wie Opfingen, Tiengen oder Staufen die Gottesdienstreihe: "Offene Kirche – offene Fragen". Dort kann jeder auf einen Zettel Fragen zum Thema der Predigt schreiben, die der Pfarrer dann im Ein-Minuten-Takt beantworten muss ("Kreuzverhör"). Dort wird auch über aktuellere Themen gesprochen, wie zum Beispiel dieses Jahr, dem Amoklauf in Oslo. Ich finde, das ist schon ein guter Schritt in Richtung "moderne Kirche".

Falls Jugendliche aber trotzdem das Interesse haben, Gottesdienste zu besuchen, können sie dies in speziellen Jugendgottesdiensten tun. Diese finden beispielsweise im Evangelischen Jugendwerk Freiburg statt. Dort sind Ablauf, Form und Musik dem Alter der Besucher angepasst.

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