Interview mit Juristen
"Eigentlich ist Wikipedia eine gute Idee, aber so, wie es gemacht wird, ist es eine Katastrophe"

Zum 20. Geburtstag der deutschen Wikipedia spricht Jursit Johannes Weberling von Wiki-Watch über undurchsichtige Strukturen und tendenziöse Einträge bei der Online-Enzyklopädie.
"Eigentlich eine gute Idee, aber so wie es ist, eine Katastrophe." Johannes Weberlings Fazit zum 20. Geburtstag von Wikipedia fällt mehr als kritisch aus. Der Jurist leitet die an der Europa Universität Viadrina Frankfurt (Oder) angesiedelte Beobachtungsstelle Wiki-Watch, die 2010 gegründet wurde. Weberling bemängelt vor allem Fehleranfälligkeit und undurchsichtige Strukturen.
BZ: Herr Weberling, warum ist das größte Lexikon der Welt an den Universitäten nicht zitierfähig? Auch viele Lehrer und Lehrerinnen sehen es nicht gerne, wenn Schüler in Referaten auf Wikipedia verweisen.
Weberling: Wikipedia ist ein Zufallsprodukt aus verschiedenen Ansichten. Es ist nirgendwo erkennbar, ob ein Eintrag vollständig ist, ob es sich um PR handelt oder um eine Falschmeldung.
"Hinter dieser Manipulation steckte vermutlich der russische Geheimdienst."
BZ: Es sollen jahrelang Falschmeldungen durch Wikipedia gegeistert sein, ohne dass es irgendjemand aufgefallen wäre.
Weberling: Ein gutes Beispiel ist ein englischsprachiger Beitrag, dass die Nazis auf den Ruinen des Warschauer Ghettos ein Vernichtungslager betrieben hätten, in dem Hunderttausende in die Gaskammern geschickt worden seien. Das entspricht nicht den historischen Tatsachen. Es gab zwar ein Lager in Warschau, aber es war kein Vernichtungslager wie in Treblinka. 15 Jahre lang war ...
BZ: Herr Weberling, warum ist das größte Lexikon der Welt an den Universitäten nicht zitierfähig? Auch viele Lehrer und Lehrerinnen sehen es nicht gerne, wenn Schüler in Referaten auf Wikipedia verweisen.
Weberling: Wikipedia ist ein Zufallsprodukt aus verschiedenen Ansichten. Es ist nirgendwo erkennbar, ob ein Eintrag vollständig ist, ob es sich um PR handelt oder um eine Falschmeldung.
"Hinter dieser Manipulation steckte vermutlich der russische Geheimdienst."
BZ: Es sollen jahrelang Falschmeldungen durch Wikipedia gegeistert sein, ohne dass es irgendjemand aufgefallen wäre.
Weberling: Ein gutes Beispiel ist ein englischsprachiger Beitrag, dass die Nazis auf den Ruinen des Warschauer Ghettos ein Vernichtungslager betrieben hätten, in dem Hunderttausende in die Gaskammern geschickt worden seien. Das entspricht nicht den historischen Tatsachen. Es gab zwar ein Lager in Warschau, aber es war kein Vernichtungslager wie in Treblinka. 15 Jahre lang war ...