Auch nach dem Mord an dem Oppositionellen Boris Nemzow wird sich in der russischen Gesellschaft so schnell nichts ändern. Das meint der Journalist und Autor Sergej Lebedew.
Dort, auf der Brücke am Kreml, wo die feuchte, graue Luft mit dem Geruch von heißem Kerzenwachs und verwelkten Blumen erfüllt war, erinnerte ich mich an mein erstes und einziges Treffen mit Boris Nemzow. Es hatte ein paar Schritte weiter im Hotel "Rossija" ("Russland") stattgefunden, welches später abgerissen wurde. An seiner Stelle befindet sich heute eine umzäunte Brachfläche. Wir trafen uns also in einem Russland, das es heute nicht mehr gibt.
Es war im Herbst 2003, am Vorabend der Duma-Wahlen. Nemzow war Duma-Abgeordneter und seine Partei "Union der rechten Kräfte" ("Sojus prawych sil", kurz "SPS") erwies einer journalistischen Untersuchung, die meine Zeitung durchführte, parlamentarische ...