Schwedischer Textilkonzern
H&M will nachhaltiger werden
H & M verspricht eine bessere Bezahlung der Beschäftigten in seinen globalen Zuliefer fabriken. Doch Kritiker haben Zweifel, denn der Textilkonzern nennt keine Zahlen.
Do, 12. Apr 2018, 20:30 Uhr
Wirtschaft
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Eine zentrale Auseinandersetzung dreht sich um die Bezahlung der Arbeiter in den rund 1700 Zulieferfabriken, die der schwedische Konzern auch in Entwicklungsländern beauftragt. Nach eigenen Angaben hat H & M die eigenen Ziele für 2018 bereits erreicht oder wird das im Laufe des Jahres noch schaffen. Mehr als die Hälfte aller H & M-Textilien stammt demnach aus Fabriken, in denen die Beschäftigten "demokratische Mitarbeiter-Vertretungen" gewählt haben. Und 40 Prozent der Produktion lieferten Firmen, in denen die "Methode für fairen Lohn" Anwendung findet. Noch in diesem Jahr will H & M die 50-Prozent-Schwelle überspringen. Ob das positive Auswirkungen für die Beschäftigten hat, ist ungewiss.
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero, Mitstreiter der Kampagne für Saubere Kleidung, ist skeptisch: "H & M nennt keine überprüfbaren Daten zur Höhe der Löhne." Tatsächlich fehlen diese Angaben im 100 Seiten langen Nachhaltigkeitsbericht. Welche Fabriken ihren Beschäftigten welche Gehälter bieten, und wie sich diese zu den Lebenshaltungskosten im jeweiligen Land verhalten, wird nicht erwähnt.
Auch auf Nachfrage macht der Konzern dazu keine Angaben. Man könne keine sensiblen Daten über Auftragnehmer herausgeben, lautet eine Begründung. "Dass angeblich die Methode für faire Löhne angewendet wird, sagt überhaupt nichts Belastbares aus", so Pflaum. Mit diesem Verfahren will das Unternehmen seine Zulieferer und ihre Beschäftigten in die Lage versetzen, miteinander über die Löhne zu verhandeln. H & M unterstützt beispielsweise die Wahl von Betriebsräten.
Der Konzern kooperiert auch mit dem internationalen Gewerkschaftsbund Industrie ALL und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Pflaum hält diese Strategie teilweise für "zynisch und verlogen". Einerseits gebe H & M vor, den Arbeitern etwa in Bangladesch in den Verhandlungen über höhere Löhne zu helfen, andererseits "verlagert der Konzern einen Teil der Fertigung in noch billigere Länder wie Äthiopien mit einem Monatslohn von 33 Euro". Unter diesen Umständen bleibe den Beschäftigten in Bangladesch wenig Verhandlungsspielraum.
Die Bezahlung solle sich zunehmend an existenzsichernden Löhnen orientieren, sagt H & M. Darunter verstehe man eine Bezahlung, die nicht nur die Grundbedürfnisse der Beschäftigten deckt, sondern auch Bildung, Versicherung und Altersvorsorge. Sein Versprechen von 2013 hat der Konzern allerdings kassiert: Damals wurde angekündigt, dass alle Zulieferarbeiter ab 2018 existenzsichernde Löhne erhalten sollten. Die aktuelle Version bedeutet, dass der Konzern sich allmählich dorthin bewegen will – ohne Belege zu liefern.
Außerdem möchte H & M "bis 2030 ausschließlich recycelte Materialien oder Materialien aus anderen nachhaltigen Quellen verwenden. 2017 kam 59 Prozent der Baumwolle, die die H&M-Gruppe nutzte", aus relativ sauberer Herstellung. "Das Ziel ist es, bis 2020 ausschließlich solche Baumwolle zu verwenden." Nach langen Jahren der erfolgreichen Expansion haben die Schweden betriebswirtschaftliche Probleme. Unter anderem wegen der Online-Konkurrenz sank der Gewinn im ersten Quartal dieses Jahres. Der Aktienkurs zeigt schon seit 2015 nach unten.
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