Gesundheit
Im Alter ist die Gefahr nicht erkannter Depressionen hoch
Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat offen über einen Suizidversuch und eine Depression gesprochen. Die Aufmerksamkeit für das Thema ist groß. Im Alter bleibt die Krankheit oft unerkannt.
dpa
Fr, 18. Jul 2025, 19:53 Uhr
Gesundheit & Ernährung
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Depressionen können jeden treffen - in jedem Alter. Eine sogenannte Altersdepression - also der Ausbruch dieser Erkrankung bei Menschen ab 65 - bleibt aber häufiger unerkannt, sagt Professor Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Eher ungewöhnlich sei auch, wenn eine Depression erstmals in hohem Alter auftrete. Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp hatte zuvor offen darüber gesprochen, wegen Altersdepressionen einen Suizidversuch unternommen zu haben. Die Aufmerksamkeit für dieses Thema ist momentan groß.
Depressionen nicht durch schwierige Lebensumstände ausgelöst
Entgegen landläufiger Meinung seien depressive Phasen keine Reaktion auf schwierige Lebensumstände, sagt Hegerl. "Es hängt weniger von äußeren Faktoren ab, als man glaubt."
Aber: "Erkranken alte Menschen an einer Depression, so besteht oft die Gefahr, dass diese nicht erkannt, sondern fälschlicherweise als nachvollziehbare Reaktion auf die Bitternisse des Alters aufgefasst werden", sagt der Experte. Denn im Leben alter Menschen häuften sich schwierige Ereignisse wie der Tod eines Partners oder Krankheiten. "Da sagt das Umfeld schnell: "Ist ja klar, dass er traurig" ist - und dann geht unter, dass er ernsthaft krank ist und wirklich Hilfe braucht."
Altersdepressionen erkennen ist besonders wichtig
Eine Altersdepression zu erkennen, sei aber ganz besonders wichtig: Die Erkrankung sei bei alten Menschen noch gefährlicher, betont Hegerl. "Denn wenn ein depressiver alter Mensch wegen seiner Depression sich ins Bett zurückzieht, nicht mehr ausreichend isst und trinkt, dann wird das ganz schnell lebensbedrohlich." Auch steige das Suizidrisiko, vor allem bei älteren Männern, drastisch an. Ohnehin gingen 50 Prozent aller Suizide mit einer Depression einher.
Laut der Krankenkasse AOK zählen Depressionen neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter - mit Symptomen wie Schlafstörungen, Schuldgefühlen und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken.
Gefahr nicht erkannter Altersdepressionen in Altenheimen höher
Auch in Altenheimen sei die Gefahr recht groß, eine Altersdepression nicht zu erkennen. Ein kostenloses E-Learning-Tool, zur Verfügung gestellt von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, könne da beispielsweise Altenpflegerinnen und Altenpflegern helfen, entsprechende Signale bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenheimen richtig zu deuten.
Auch die Evangelische Heimstiftung schult ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Blick auf das Problem. Laut einer Sprecherin hält man das Risiko einer Erkrankung an Altersdepression in einer Einrichtung für Seniorinnen und Senioren aber für kleiner als bei alten Menschen, die zu Hause leben. Denn in Altenheimen seien die Menschen oftmals weniger allein und weniger einsam. "Wohngruppen stiften Gemeinschaft", das sei hilfreich, sagte sie.
Veranlagung ausschlaggebend
Depression sei eine schwere Erkrankung, die sich durch alle Altersgruppen ziehe, sagt Hegerl. Insgesamt hängt sie sehr von der Veranlagung ab: "Liegt diese vor, dann erkranken Menschen meist mehrfach in ihrem Leben, auch wenn sie vergleichsweise gute Lebensumstände haben."
Diese Veranlagung könne vererbt oder durch Traumatisierungen in der Kindheit erworben sein. Bei Grupp sei die Tatsache, dass er die Verantwortung für sein Unternehmen abgegeben habe, möglicherweise ein Trigger gewesen - aber vermutlich nicht der Hauptgrund für die Depression.
Auch im Alter sei diese Krankheit gut behandelbar mit Antidepressiva und/oder einer Psychotherapie. Damit könne auch das Risiko, erneut zu erkranken, um circa 70 Prozent verringert werden.
Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen oder einer Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Beratung über das Internet unter www.telefonseelsorge.de