100. Geburtstag
Im Schwarzwald erlebte Sophie Scholl einen Wendepunkt

Sophie Scholl ist die meist verehrte Widerstandskämpferin der deutschen Geschichte. Doch wann wandte sich das einstige BDM-Mitglied von den Nazis ab? Eine Spur führt in die Kleinstadt Blumberg.
"Es ist eine kleine bunte Kapelle. Ich kniete hin und versuchte zu beten. Dabei aber dachte ich: Du musst dich schicken, damit du bald aufstehen kannst, bevor jemand kommt." Tagebucheintrag von Sophie Scholl "Hier hat sie oft auf dem Harmonium gespielt", sagt die Mesnerin und zeigt auf die Nische rechts neben dem Kapelleneingang, wo heute ein Leinentuch eine elektrische Orgel halbbedeckt. Am 4. November 1941 vertraute Sophie Scholl ihrem Tagebuch an: "Ich war Samstagnachmittag in der Kirche. Angeblich, um Harmonium zu spielen. Es war ganz leer. Es ist eine kleine bunte Kapelle. Ich kniete hin und versuchte zu beten. Dabei aber dachte ich: Du musst dich schicken, damit du bald aufstehen kannst, bevor jemand kommt. Ich hatte keine Angst, wenn fremde Menschen mich knien sehen würden. Aber vor Hildegard hatte ich Angst, sie könnte hereinkommen. So mochte ich mein Verschwiegenstes nicht preisgeben. Wahrscheinlich ist das falsch, wahrscheinlich falsche Scham."
Blumberg als Missing Link zwischen Mitläufertum und Widerstand
Sophie Scholl kam nicht freiwillig nach Blumberg. Sie musste hier in einem Kinderhort ihren Kriegshilfsdienst ableisten. Neben ihren biographischen Fixpunkten Ulm und München mutet die Zwischenstation in der Kleinstadt an Südbadens südöstlicher Peripherie wie eine Randnotiz an. Doch ...