Eine Katze, die geradeso einen Raketenangriff überlebt. Ein Zuhause in Bachmut, das verloren ist: Beim Playback-Theater in Dnipro teilen Ukrainer ihre Erfahrungen- und trauern gemeinsam um ihr Leben vor dem Krieg.
Es kostet Oxana viel Mut, ihre kurze Geschichte zu erzählen. Die 46-Jährige steht ein wenig verloren im Scheinwerferlicht. Im Publikum herrscht völlige Stille. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen, ganz in Schwarz gekleidet, stehen vor ihr. Hinter ihnen grenzt ein schwarzer Vorhang den Bühnenbereich ab. Oxana berichtet von Bachmut, vom Donner der Artillerie, von den Raketen, die Haus für Haus treffen: eines Tages auch ihre Wohnung.
Oxana spricht und ihre Stimme wird fester. Sie erzählt, wie sie nach einem Einschlag die Treppen hastig nach oben stolpert. Von der Zerstörung, die sie sieht, als sie durch die Türe tritt. Sie klettert über Trümmer, die einmal die Einrichtung waren. Nichts mehr ist heil. Die Fenster sind zerborsten. Teile der Deckenverkleidung hängen herab. "Aber das Wichtigste war, lebt meine Dipsy noch?", sagt die 46-Jährige. Sie sucht nach ihr in dem Chaos. Dann findet ...