Gleichberechtigung
In Freiburg demonstrierten Tausende Menschen zum Frauentag
Di, 08. März 2022, 19:11 Uhr
Freiburg
In Freiburg demonstrierten Tausende Menschen über den ganzen Tag für mehr Frauenrechte und Gleichberechtigung. Kita-Beschäftigte legten sogar ihre Arbeit nieder. Ein Besuch zum Frauentag.
Gleich neben der Eingangstüre der Kita auf dem Grethergelände hängt am Dienstagmorgen ein gelbes Plakat im Fenster. Seine Botschaft ist unmissverständlich: "8.3. Kita-Streik" steht in großen roten Buchstaben darauf. Direkt darunter in kleiner Schrift: Die 1. Tarifverhandlung sei gescheitert. "Darum Warnstreik!" Der Trägerverein der Kita Glacisweg ist allerdings nicht die einzige Kinderbetreuungseinrichtung in der Stadt, die am Weltfrauentag zu bleibt. Von den 23 städtischen Kitas (insgesamt 245 Kitas gibt es in der Stadt) nehmen 20 an dem Streik teil, zu dem die Gewerkschaften GEW und Verdi aufgerufen haben. Ihre Forderungen: Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen, wie einen Rechtsanspruch auf Fortbildung. Nicht alle Kitas machen wegen des Streiks komplett zu. Einige ließen einzelne Gruppen kommen.
Zehn Redebeiträge für mehr Frauenrechte und Selbstbestimmung
"Wir sind am Limit", "Es reicht" und "Wir sind relevant" steht auf den Plakaten der Streikenden auf dem Platz der Alten Synagoge. Fünf Erzieherinnen einer städtischen Kita streiken zum ersten Mal, etwas verhalten stehen sie am Rand. "Wir wünschen uns mehr Geld und Anerkennung", sagt eine. Deutlich lauter wird es später beim "Internationalen Feministischen Kampftag" auf der Platz der Alten Synagoge. Laut Polizeiangaben sind dort rund 3000 Menschen dem Aufruf eines FLINTA*-Bündnisses gefolgt (Frauen, Lesben, inter, trans, nichtbinäre und agender Personen). Die Organisatorinnen sprechen gar von 4500 Teilnehmern.
Internationaler Frauentag: Welche Frauen für Freiburgerinnen ein Vorbild sind
In zehn Redebeiträgen fordern Vertreterinnen und Vertreter von feministischen Gruppen, wie dem Verein Amica, dem kurdischen Frauenrat oder dem feministischen Zentrum Freiburg ein Ende der Gewalt gegen Frauen. Das basisdemokratische Bündnis organisiert diese Kundgebung seit acht Jahren. In diesem Jahr stehen interkulturelle Aspekte im Vordergrund, daher werden die Redebeiträge teils auf Kurdisch und Spanisch gehalten und übersetzt. "Toxische Männlichkeit überwinden" oder "Patriarchen zerstören" – neben einer Putin-Darstellung – ist auf den Schildern der rund Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu lesen.
Auch Demonstrantin Jasmin Streit will mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen setzen. "Frauen werden noch immer strukturell benachteiligt, daher sind Aktionen, die das ändern wollen, unterstützenswert", sagt sie. Nach der Kundgebung am Synagogenplatz zieht der Demozug durchs Sedanviertel Richtung Bahnhof, von dort über Friedrichring, Kaiser-Joseph-Straße und Rempartstraße wieder zum Ausgangspunkt.