Vandalismus

In Gersbach gibt es alte Baumriesen - doch Vandalismus bedroht sie

Eingeritzte Herzen oder angenagelte Schilder sind wie Wunden für Bäume. Nicht nur in Gersbach sind jahrhundertalte Eichen und Linden bedroht. Dabei machen ihnen Umwelteinflüsse, und Schädlinge ohnehin zu schaffen.  

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Ein verletztes Baumherz macht den Baum anfällig für Krankheiten.  | Foto: Heinz Scholz
Ein verletztes Baumherz macht den Baum anfällig für Krankheiten. Foto: Heinz Scholz

Vor zwei Jahren haben Jugendliche den berühmten "Robin-Hood-Baum" in Nordengland gefällt. Die beiden Täter wurden zu einer Haftstrafe verurteilt. Der Bergahorn war wegen seiner beeindruckenden Lage ein beliebtes Fotomotiv und diente als Kulisse in zahlreichen Filmen. Der Vorfall hat international für Entsetzen gesorgt.

Doch nicht nur im Ausland werden Bäume beschädigt. Auch in unserer Region werden immer wieder nicht genehmigte Baumfällungen gemeldet. Wer einen Baum ohne Erlaubnis fällt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Das Fällen ohne Genehmigung stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und wird entsprechend geahndet.

An der Eiche wurde mehrmals Feuer gele... Eiche sind noch Brandspuren zu sehen.  | Foto: Heinz Scholz
An der Eiche wurde mehrmals Feuer gelegt. Im Inneren der Eiche sind noch Brandspuren zu sehen. Foto: Heinz Scholz

Manche Fällungen sind jedoch notwendig, etwa wenn Pilzbefall die Standfestigkeit gefährdet. So wurden die vermutlich 400 Jahre alte Dorflinde in Gersbach, die von einem Brandkrustenpilz befallen war, und die 300 Jahre alte Große Tanne von Gersbach, die unter Hallimaschbefall und Stammfäule litt, gefällt. Nicht nur Natur- und Baumfreunde waren betrübt, auch viele Anwohner zeigten sich betroffen.

Bäume im Wiesental leiden unter Verletzungen

Wer durch das Wiesental wandert, entdeckt an vielen Bäumen eingeritzte Herzen oder angenagelte Schilder, etwa am Anfang des Waldlehrpfades in Schönau. Der verletzte Baum versucht, solche Wunden mit neuem Gewebe, dem sogenannten Kallus, zu schließen. Doch nicht immer gelingt es.

Förster Stefan Niefenthaler erklärt: "Das Einritzen von Herzen ist dann schädlich, wenn die Borke (abgestorbene Rinde) durchbrochen wird und man in die saftige Rinde (Bast und Kambium) eindringt. Ohne Fachkenntnis und Fingerspitzengefühl passiert das fast immer. Daher sollte man es unterlassen. Diese Verletzung verursacht in der Folge oft Holzfäule und kann die Standfestigkeit eines Baumes mindern."

Alte Baumriesen sind bedroht

Es bleibt unbegreiflich, dass selbst jahrhundertealte Baumveteranen beschädigt oder zerstört werden. Die Verursacher wissen meist nichts über die Bedeutung dieser Baumriesen. Sie sind Zeugen vergangener Jahrhunderte und gehören zu den eindrucksvollsten Erscheinungen der Natur. Ein lebender Baum sollte als Kostbarkeit betrachtet werden. Viele der alten Bäume sind ohnehin durch Umwelteinflüsse, Schädlinge wie Pilze und Borkenkäfer, Wassermangel sowie Straßen- und Siedlungsbau bedroht. Vandalismus verschärft die Gefahr zusätzlich und beschleunigt das Verschwinden dieser Naturdenkmäler.

Die Hohle Eiche am Waldrand von Gersbach ist eine vitale Traubeneiche. Sie ist innen völlig hohl. Der Stamm misst 5,20 Meter im Umfang, sie erreicht 24 Meter Höhe. Dieser Baum wurde um das Jahr 1750 gepflanzt. Gerd Sutter aus Gersbach erwähnte anlässlich einer Exkursion, dass an der Eiche mehrmals Feuer gelegt wurde. Im Inneren der Eiche sind noch Brandspuren zu sehen. Auch eine 400 Jahre alte Große Eiche im Brombacher Wald wurde 2022 angezündet und zerstört.

Feuer und Fäulnis gefährden historische Bäume

Emanuel Trueb, Mitautor des Buches "Basel und seine Bäume", schildert einen Brand: Eine 1870 gepflanzte Sommerlinde in der St. Albantor-Anlage wurde durch Blitzschlag und Fäulnisbildung geschädigt. Die Baumhöhle wurde 2006 dazu benützt, im Inneren Feuer zu legen. Die Linde musste entfernt werden. In den ausgehöhlten Wurzelausschlägen wurde von der Stadtgärtnerei ein junger Baum gepflanzt. Der Jungbaum wurde bald darauf auch zerstört.

Schlagworte: Emanuel Trueb, Gerd Sutter, Stefan Niefenthaler
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