"Kick for Girls"

Juliane Baumgartner: „Zugehörigkeit erleben“

BZ-Interview mit Juliane Baumgartner vom Freiburger Projekt "kick for girls".  

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Beim Mädchenfußballtag im Freiburger Unistadion geht es nicht allein um fußballerische Fertigkeiten. Foto: Daniel Fleig/Privat

FUSSBALL. Immer mehr Mädchen entdecken die weiterhin von Männern dominierte Sportart Fußball für sich. Zu den Institutionen, die Mädchenfußball fördern, zählt auch das Sportinstitut der Freiburger Universität, das am Samstag, 9 Uhr, unter dem Motto "Mädchenfußball fair bindet" im Universitätsstadion einen Mädchenfußballtag veranstaltet. BZ-Redakteur Claus Zimmermann sprach mit Juliane Baumgartner, akademische Mitarbeiterin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, über das Projekt "kick for girls". Die 29-jährige Sportpädagogin besitzt Trainerlizenzen für Fußball und Tennis.

BZ: Vor einer Woche gab’s den Mädchentag des Fußballbezirks Freiburg, der südbadische Fußballverband und zum Beispiel der SC Freiburg bieten unter anderem Fußball-Camps für Mädchen an. Den Mädchenfußballtag unter Beteiligung der Universität findet nun zum dritten Mal statt. Gibt’s genug Bedarf für diese verschiedenen Aktivitäten?
Baumgartner: Wir möchten mit unserem Projekt gezielt Mädchen ansprechen, die noch nicht Mitglied in einem Sportverein sind. Für viele Mädchen ist eine Sportvereinsmitgliedschaft nicht selbstverständlich. Besonders Hauptschülerinnen sind im Vergleich zu Mädchen anderer weiterführender Schulen seltener in Sportvereinen, zeigen aber oft großes Interesse an einer sportlichen Aktivität. Daher sprechen wir mit dem Projekt-Baustein "Gründung von Mädchenfußball-AGs" in erster Linie Hauptschulen an. Wir leisten eher so etwas wie aufsuchende Arbeit. Dabei steht nicht Talentförderung an erster Stelle, sondern die Förderung von Mädchen. In unserem Projekt-Netzwerk sprechen wir alle Bildungsgänge, die Schulsozialarbeit und Fußballvereine an. Wir möchten den Mädchen durch Fußball-AGs an ihren Schulen die Möglichkeit geben, die Sportart kennenzulernen, Spaß am gemeinsamen Sport sowie Anerkennung und Zugehörigkeit zu erleben. Durch den jährlichen Mädchenfußballtag und kleinere Turniere unterm Jahr sollen besonders auch sie die Gelegenheit bekommen, an Turnieren teilzunehmen, und sich mit anderen Teams zum Kicken zu treffen. Unser Mädchenfußballtag hat keinen klassischen Turniercharakter. Er soll die von Ihnen angesprochenen Events ergänzen.
BZ: Dass der DFB sich um Mädchen bemüht, hängt auch damit zusammen, dass der Frauen-Boom teilweise den Mitgliederschwund – ausgelöst durch geburtenschwächere Jahrgänge – im männlichen Segment etwas abfedert. Welchen Nutzen sieht die Wissenschaft in der Förderung des Mädchenfußballs?
Baumgartner: Es ist ein sehr geeignetes Feld, um Theorie und Praxis zu verknüpfen. Die Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit den Schülerinnen und begleitende Studien geben uns zum Beispiel Aufschluss über die Motive der Mädchen oder über Zugangsbarrieren zum Sport. Es gibt kaum Forschung über Gelingensbedingungen von Sportangeboten mit Mädchen aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen oder religiösen Familienzusammenhängen. Wir lernen immer mehr darüber, worauf man bei der Vermittlung von Fußball achten sollte, um sportinteressierte, aber relativ fußballunerfahrene Mädchen anzusprechen.
BZ: Das Wortspiel "Fußball fairbindet" deutet ja auch daraufhin, dass es Ihnen nicht nur um die sportliche Weiterentwicklung der kickenden Mädchen geht . . .
Baumgartner: . . . die Teamsportart Fußball bietet vielfältige Gelegenheiten, sich selbst in einem relativ geschützten Raum in Erfolgs- und Misserfolgssituationen zu erleben, freundschaftliche Beziehungen und Wettbewerbsorientierung in Einklang zu bringen oder auch Regeln des gemeinsamen Sporttreibens auszuhandeln. Fair steht für uns, so ähnlich wie im fairen Handel, für demokratisches Miteinander, für Respekt und Solidarität und auch für den Versuch, soziale Ungleichheiten zu überwinden.
BZ: Was ist für Sie am Samstag der bedeutendste Programmpunkt?
Baumgartner: Das Bedeutendste ist die Vielfalt der Angebote und Erlebnismöglichkeiten für die Mädchen. Daher kann ich keinen speziellen Programmpunkt nennen. Ich freue mich besonders, dass sich so viele fußballbegeisterte Mädchen treffen, gemeinsam kicken und sich austauschen können, egal ob sie in der Nachwuchsförderung des SC Freiburg sind – die Juniorinnen des SC werden morgens die Teams begleiten – oder zum ersten Mal an einem Turnier teilnehmen.
BZ: Was glauben Sie, mit dem Mädchenfußballtag bewirken zu können?
Baumgartner: In erster Linie möchten wir natürlich den Mädchen einen tollen Tag bieten, an den sie gerne zurückdenken und sie damit weiterhin für das Fußballspielen motivieren. Zudem möchten wir einen Anschub für den Mädchenfußball an Schulen geben. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können an diesem Tag unser Projekt kennenlernen. Schön wäre es, wenn auch dieses Jahr wieder neue Kontakte zu Schulen und zwischen Schulen und Vereinen, die auch vor Ort sein werden, entstehen.
BZ: Wie wird das Projekt finanziert?
Baumgartner: Die step stiftung" mit Berndt Tausch hat das Projekt 2009 initiiert und unterstützt es kontinuierlich. Für besondere Events und Bedürfnisse erhalten wir immer Mittel von verschiedenen regionalen Stiftungen. Nennen möchte ich die Ida-und-Otto-Chelius-Stiftung, Thomas Staebe-Stiftung, Freiburger Bürgerstiftung, die Wilhelm Oberle-Stiftung und "Wir helfen Kindern". Petra Gieß-Stüber, die die fachliche Arbeit koordiniert, schreibt immer wieder Anträge an überregionale Organisationen, um die Infrastruktur zu finanzieren. Zwei Jahre waren wir Teil des Programms "Mädchen stärken" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Einen neuen Baustein "Kick im Park" können wir umsetzen mit Mitteln aus dem Programm der Integrationsoffensive Baden-Württemberg, die aus Landesmitteln gefördert wird.
BZ: Wie sind Sie selbst zum Fußball gekommen?
Baumgartner: Ich habe viele Jahre aktiv gespielt, bei der SC Klinge Seckach und während des Studiums bei der TSG Heidelberg-Rohrbach. In meinem Heimatverein SV Osterburken habe ich vor langer Zeit mal die F-Jugend-Jungen trainiert. In der vergangenen Saison war ich Co-Trainerin bei den U-17-Juniorinnen des SC Freiburg und dazwischen gelegentlich Co-Trainerin beim Badischen Fußballverband. Im September beginnt mein Job als Stützpunkttrainerin des Südbadischen Fußballverbands bei den U-13- und U-15- Juniorinnen. Als Fan und Dauerkarteninhaberin verfolge ich natürlich die Spiele des SC Freiburg, sowohl der Männer als auch der Frauen.

Kick für Mädchen

"Mädchenfußball fair bindet" ist das Motto des jährlichen Mädchenfußballtages am Samstag, von 9 Uhr an, im Freiburger Universitätsstadion. Das Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg und die "step -stiftung" Freiburg wollen mit dem Projekt "kick for girls" das sportliche Miteinander von Mädchen mit unterschiedlichen ethnischen, sozialen, kulturellen und religiösen Biographien fördern. Zu den wichtigsten Bausteinen des Projekts gehören wöchentliche Mädchenfußball-Arbeitsgemeinschaften mit mehr als 50 Schülerinnen an sechs Partnerschulen in Freiburg. Zusätzlich gibt’s schulübergreifende Aktivitäten – wie den Mädchenfußballtag.

Weitere Informationen unter: http://www.kick-for-girls.de

9 Uhr: Gemeinsames Aufwärmprogramm der Teilnehmerinnen mit den U-15-Juniorinnen des SC Freiburg.

10 Uhr: Anstoß zum Turnier. In den Spielen und im Rahmenprogramm, das von Studenten/tinnen der Universität gestaltet wird, können die Teams Punkte sammeln.

12 Uhr: Auftritt von DSDS-Kids-Finalistin Vanilla aus Freiburg.

13 bis 14 Uhr: Infostand zum Mädchenfußball in Freiburger Vereinen.

13.30 Uhr: Das DFB-Mobil kommt: DFB-Stützpunkttrainer/innen geben im Demonstrationstraining Tipps zum Fußballunterricht in Schule und Verein.

An Infoständen kann man sich über den Frauen- und Mädchenfußball in der Region und über das Thema Integration informieren.

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