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Freiwilligenarbeit

Junge Lateinamerikaner kommen für Freiwilligenarbeit nach Freiburg

  • Mi, 05. März 2014
    Freiburg

VEREINT IM VEREIN: Der Verein "Begegnung und Solidarität" ermöglicht jungen Lateinamerikanern Freiwilligendienste in Freiburg.

Javier Ramires und Ana Elisa Astudillo beim Lernen.   | Foto: M. Bamberger
Javier Ramires und Ana Elisa Astudillo beim Lernen. Foto: M. Bamberger

FREIBURG. Nominativ oder Akkusativ? Beim Deutschkurs im Internationalen Sprachzentrum Dialogo an der Habsburgerstraße gehen Javier Ramires (26) und Ana Elisa Astudillo (22) souverän mit Grammatik um. Im echten Leben ist es noch schwieriger. Das wird sich ändern, denn jetzt beginnen sie ihren Freiwilligendienst in Caritas-Werkstätten für Menschen mit Behinderung und haben viel

e Chancen zum Üben. Die beiden sind am 9. Februar für ein Jahr aus Cuenca in Ecuador nach Freiburg gekommen – ermöglicht hat es der Verein "Begegnung und Solidarität" (Beso).

Immer wieder im Chor: "Da ist ein brauner Schuh. Da ist ein gelbes Hemd. Da sind blaue Strümpfe." Das sind die Beispielsätze für den Nominativ. Der Deutschlehrer Remus Mohr hat Tabellen mit Fällen und Sätzen ausgeteilt, Javier Ramires, Ana Elisa Astudillo und ihre sieben Sprachkurs-Kollegen beugen sich über die Arbeitsblätter, lesen und sprechen mit. Die jungen Leute in dem kleinen Unterrichtszimmer kommen unter anderem aus Mexiko, Rumänien und Australien. Javier Ramires und Ana Elisa Astudillo stammen aus Cuenca, wo der Verein "Begegnung und Solidarität" (Beso) die meisten seiner Kontakte hat.

Über die "Beso"-Organisation haben sie von der Austauschmöglichkeit erfahren, beide reizt die Arbeit in den Caritas-Werkstätten, die sie Anfang März beginnen. Denn Ana Elisa Astudillo studiert Soziologie und interessiert sich für Sozialarbeit und generell für andere Lebenswelten – denen in anderen Ländern und denen von Menschen mit Behinderung. Javier Ramires studiert zwar Betriebswirtschaft, will aber später in einer Nichtregierungsorganisation arbeiten und hat in Cuenca ein Praktikum in einer Schule für Kinder mit Behinderung gemacht, zu der "Beso" seit Jahren Kontakte hat: "Da habe ich mich sehr wohl gefühlt."

Dass junge Deutsche nach dem Abi erstmal ins Ausland ziehen, ist längst Alltag. Doch umgekehrt ist das speziell für junge Menschen aus weniger privilegierten Familien in Lateinamerika nicht so einfach. Das will der Verein "Beso" ändern. Begonnen hatte einst alles unter anderem mit Friederike Schubnell, einer jungen Buchenbacherin, die ab 2001 ein Jahr in einem Kinderheim in Peru gearbeitet hatte und jungen Peruanern auch eine Austauschmöglichkeit schaffen wollte – und mit Eugen Baldas, der schon lange über Verwandte Kontakte nach Ecaudor hatte. Zusammen mit anderen Mitstreitern trieben sie EU-Gelder auf, um für junge Freiwillige die Finanzierung zu sichern: nötig war Geld für Flüge, Kranken- und Haftpflichtversicherungen, Taschengeld, Entgelte für Gastfamilien und Deutschkurse. Das Ziel: mehr soziale Gerechtigkeit. Inzwischen ist der Verein ein gutes Stück weiter: Künftig soll dreiviertel der Finanzierung über das "Süd-Nord-Programm" und das "Weltwärts"-Programm laufen. Javier Ramires und Ana Elisa Astudillo werden über den Bundesfreiwilligendienst bezahlt, Reise- und andere Kosten laufen über Spenden. Nur den Deutschunterricht finanzieren die beiden Freiwilligen selbst. Begonnen haben sie mit dem Deutschlernen bereits in Cuenca. Dort haben sie sich auch schon anderweitig vorbereitet – unter anderem bei Unternehmungen mit deutschen Freiwilligen, die gerade in Cuenca waren und bei "virtuellen Treffen" mit "Beso"-Mitgliedern in Freiburg über Skype.

Hilfe für die Freiwilligen kommt auch von Gastfamilien

Über den Computer haben sie via Skype Katharina Friedmann (24) kennengelernt, bei der und ihren Eltern sie jetzt leben. Sie hilft den Neuankömmlingen in vielerlei Hinsicht, zum Beispiel beim Eröffnen eines Kontos und beim Abschließen von Versicherungen. 2009 war sie selbst eine "Beso"-Freiwillige und hat in Ecuador gelebt. Inzwischen studiert sie Waldwirtschaft und Umwelt und will sich in Richtung Entwicklungspolitik orientieren.

Zurzeit gibt’s für Javier Ramires und Ana Elisa Astudillo viel zu regeln und zu erleben. Dabei gibt’s immer wieder Überraschungen: "Es heißt immer, die Deutschen seien distanziert und kühl. Aber ich finde die Menschen hier sehr freundlich und nett", sagt Javier Ramires.

BESO – "BEGEGNUNG UND SOLDARITÄT"

Gegründet: 2003.

Mitglieder: 56.

Angebot: Organisation von Jugendbegegnungen und Freiwilligendiensten in Ecuador und – für junge Menschen aus Ecuador – in Freiburg und Umgebung.

Beitrag: 12 Euro/Jahr, wichtiger aber ist ehrenamtliche Mitarbeit.

Kontakt: http://www.beso-ev.de

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 05. März 2014: PDF-Version herunterladen

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