Sie teilen ein Haus in Karlsruhe und denselben schrägen Humor: Bernd kümmert sich seit 20 Jahren um den schwerstbehinderten Christian – ein maßgeschneidertes Pflegemodell.
Nichts passiert. Kein Zentimeter bewegt sich das rechte Bein. Es ist angewinkelt und dünn, Haut und Knochen und eine graue Leggins darüber. Der Fuß ist seltsam verkrümmt, die Zehen sind nach innen gedreht. Christian Kenk hockt auf der Matratze und will vorwärts. Doch sein Bein gehorcht nicht. "Das ist immer ein Kampf", sagt der 41-Jährige und lächelt verschlafen. "Ich gegen den Muskel." Da helfe weder Zwang noch Wille, er müsse einfach warten.
Der Morgen beginnt langsam und spät, es ist nach 11 Uhr und die Herbstsonne blinzelt durch die Magnolienblätter ins Zimmer. Christian kauert mit angezogenen Beinen auf dem Doppelbett, halb benommen, einen Zipfel Daunendecke im Arm. Alles an ihm wirkt zart, wie bei einem Schmetterling, der gerade geschlüpft ist. Die ...