Leserbrief: Die Krankenhaus-Saga von Rheinfelden
Manoj Thanathethu (Rheinfelden)
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Das Stadtoberhaupt von Rheinfelden ist ein Mann der klaren Worte. Leider hat er dazu beigetragen, dass eine unfreiwillige Komödie geschrieben wurde. Ein "dunkler Tag für den Gesundheitsstandort unserer Stadt", wie er im April 2024 so treffend sagte – mutig, emotional, aber bitte, lassen wir uns nicht von solch kleinen Dramen stören! Immerhin attestierte er gleich im Anschluss allen Mitarbeitenden für ihre unermüdliche Treue bis zum Schluss "herausragende Arbeit". Wenn das kein vorbildliches Timing war! Und während er noch sprach, zählten fleißige Hände schon die Umzugskartons. 800 Stück, prall gefüllt mit Akten, Spritzen und Erinnerungen. Alles ab nach Lörrach. Gesundheit im Karton – "to go" sozusagen. Mit großen Worten und warmem Dank, als würde er die Kapelle der Titanic dirigieren.
Das Krankenhaus, 1975 als "Stätte menschlicher Wärme" eröffnet, hatte eine Karriere hingelegt wie eine baufällige Theaterkulisse: billig gebaut, von Anfang an mit Rissen versehen, von Personalnot durchzogen. Doch immerhin – es stand. Bis man es schließlich unter der Flagge der Effizienz versenkte.
Rheinfelden hatte sogar gehofft, beim geplanten Zentralklinikum berücksichtigt zu werden. Eine Bewerbung flatterte nach Lörrach – doch die Randlage sprach dagegen. Wer am Rand steht, bekommt eben keinen Platz in der Mitte.
Und das alte Schwesternwohnheim? Einmal als Notunterkunft für Flüchtlinge im Gespräch, inzwischen eine Spielwiese für die Feuerwehr. Immerhin: Das Gebäude leistet noch einen Beitrag – wenn auch nicht mehr für Patienten, sondern für Einsatzübungen mit Wasserstrahl. Das versprochene Medizinische Versorgungszentrum? Bis heute eher eine Fata Morgana. Ein Meisterstück der Ankündigungskunst. "Kommt ganz bestimmt", hieß es.
Gekommen ist bis heute nichts – außer der Erkenntnis, dass auch Phantomschmerzen real weh tun können. Für die Bürger bedeutet das: Wer heute ernsthaft krank wird, muss sich eine kleine Ausfahrt gönnen – schließlich liegt die nächste Klinik nur 30 Kilometer entfernt. Effizienz hat ihren Preis, nur zahlt ihn nicht die Verwaltung, sondern der Patient. Alles klingt schön, ist aber so greifbar wie ein Wahlversprechen drei Tage nach der Wahl.
Und jetzt der Blick über den Rhein. Auf der deutschen Seite wächst nichts mehr, außer vielleicht die leeren Flure und die Erinnerungen an vergangene Tage. Dort, in Rheinfelden (Schweiz), wächst die Reha wie ein Musterbeispiel für Weitsicht. Über 1000 Mitarbeitende, solide Gewinne, Integration von Klinik, Park-Hotel und Medizin AG – während auf der deutschen Seite die Krankenhausruine der Feuerwehr überlassen wird, plant man auf Schweizer Seite bereits den nächsten Ausbau. Es liegt nahe zu vermuten, dass hier etwas nicht nach Plan verläuft.
Wer auf der deutschen Seite krank wird, bekommt warme Worte und frische Landluft. Wer auf der Schweizer Seite medizinische Hilfe sucht, bekommt ein modernes Bett und einen Therapieplan. Auf der einen Seite: Fortschritt, Strategie, Zukunft. Auf der anderen Seite: eine Anekdote über Einsparungen, Phantomzentren und die wohl charmanteste Beerdigung eines Krankenhauses in Südbaden.
Das Stadtoberhaupt hat damit ein Kapitel mitgeschrieben, das Kabarettisten lieben werden. Für die Bürger ist es weniger amüsant – außer vielleicht für diejenigen, die fit genug sind, 30 Kilometer nach Lörrach zu fahren, oder das nötige Kleingeld und den richtigen Versicherungsstatus besitzen, um auf Schweizer Seite die Vorzüge als Patient genießen zu dürfen. Vielen Dank für diese historische Lektion.Manoj Thanathethu, Rheinfelden