Schwindeln ist für kleine Kinder meist nur ein Ausprobieren der Sprache / Von Jeanette Stickler.
N ach dem Besuch beim Kinderarzt, wo die dreijährige Michaela geimpft wurde, wird sie zu Hause von ihrem älteren Bruder etwas herzlos empfangen. "Na, hast du wieder geweint, du Heulsuse?" Mit einem entschiedenen "Nein" wehrt sich Michaela. Die Mutter, die darin eine glatte Lüge zu erkennen glaubt, insistiert: "Aber du hast doch geweint." Und ermahnt ihre Tochter: "Gib doch zu, dass du geweint hast! Du musst doch nicht schwindeln!" Michaela bricht erneut in Tränen aus.
Noch so klein - und schon verlogen! Wer so denkt, unterstellt einem dreijährigen Kind ein komplexes Sprachverständnis und Sprechvermögen - und irrt sich in seinem Urteil gewaltig. Die oben geschilderte Szene ...