VAG-Sicherheitstraining

"Marlene" lebt viel zu gefährlich

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Achtung, weiße Linie: Die Kegel halten...– und der Bus fährt sie alle um.  | Foto: Thomas Kunz
Achtung, weiße Linie: Die Kegel halten sich nicht dran und stehen davor – und der Bus fährt sie alle um. Foto: Thomas Kunz
Als der Bus anrollt, wirft Ute Stephan von der Freiburger Verkehrs-AG (VAG) den Sack auf die Straße. Es knallt gewaltig, als er gegen den Bus prallt, der Bus bleibt stehen. Alle sind zusammengezuckt und schauen erschrocken. Dann rennen sie los, um nachzusehen, was im Inneren des Busses passiert ist – vor allem mit "Marlene". Die ist zum Glück kein Mensch, sondern ein Plastikkegel. Mit ihr zeigt die VAG Kindern, wie sie sich sicher in Bus und Straßenbahn aufhalten können – auch bei Vollbremsungen. Gestern war die 5b vom Goethe-Gymnasium zu Gast.

Vollbremsung? Das klingt für die Fünftklässler nach Abenteuer. Jonathan (10), Lea (10) und ein paar andere der 27 Schüler jubeln, als die Vollbremsung schon am Anfang angekündigt wird. Lea ist Profi im öffentlichen Nahverkehr: Jeden Morgen und Mittag ist sie zwischen ihrem Zuhause in Littenweiler und dem Goethe-Gymnasium am Holzmarkt unterwegs, sie fährt immer Straßenbahn – Linie 1.

Jonathan radelt zur Schule, nur zum Klavierunterricht fährt er mit der Straßenbahn. Mit welcher? Das weiß er nicht, bisher wird er von seiner Mutter oder seinem Bruder begleitet. Für viele aber beginnt mit dem Übergang zur weiterführenden Schule das selbständige Fahren, sagt Ute Stephan. Darum bietet die VAG ihre Kurse neben Kindergarten- und Grundschulkindern gezielt auch Fünftklässlern an. Insgesamt kommen im Jahr rund 3000 Schülerinnen und Schüler ins VAG-Zentrum in der Besançonallee.

Als Erstes geht’s an der Betriebsleitstelle vorbei, wo Computer-Bildschirme alle Busse und Straßenbahnen unter Kontrolle haben. Balken zeigen ob die Fahrzeuge pünktlich sind: Bei kleiner Verspätung wird der Balken gelb, bei mehr als fünf Minuten rot. Dann kommt Matthias Wölke dazu. Er ist Marketing-Leiter, die Kinder aber fährt er extra im Bus zur Übungs-Haltestelle hinter dem VAG-Gebäude – er ist auch als Busfahrer ausgebildet.

Ute Stephan und er erzählen viel. Zum Beispiel, warum es gefährlich ist, die weiße Linie an der Haltestelle zu übertreten – besonders nach Schulschluss, wenn an den Haltestellen dichtes Schülergedränge herrscht. Wenn jemand nach vorn geschubst wird, während der Bus heranfährt, können die Fahrer kaum noch bremsen. So wie jetzt: Matthias Wölke kommt mit dem Bus angefahren, die Kinder stehen an der Haltestelle, korrekt hinter der weißen Linie. Eine Reihe Plastikkegel aber steht davor, der Bus fährt alle um. Da liegen sie nun – flach gedrückt.

Wenn die Kegel Kinder gewesen wären, hätte Matthias Wölke zwar gebremst, aber was bei einer Vollbremsung im Inneren des Busses passiert wäre, zeigt der Versuch mit "Marlene". Als die Kinder nach der Vollbremsung in den Bus stürmen, scheint sie verschwunden zu sein. "Marlene!" rufen die Kinder. Doch im hinteren Teil, wo "Marlene" in der letzten Reihe aufgestellt war, ist sie nicht mehr. Sie ist ganz nach vorne geprallt, genau wie Schultaschen und andere Kegel, die vorher überall ungesichert verteilt waren. Wenn ein Bus scharf bremst, passiert das mit allen, die sich nicht festhalten oder fest verstaut sind, mit Kindern und mit Schultaschen. Und wie ist es mit der Straßenbahn? Ganz anders, erfahren die Kinder nebenan in der Halle: Die Straßenbahn hat mit 16 Rädern sechs mehr als ein Bus. Sie sind aus glattem Eisen, während die Zacken der Bus-Gummireifen sich im Beton der Straße verhaken. Und die Straßenbahn ist schwerer und länger als ein Bus. Darum bleibt sie erst rund 30 Meter nach der Bremsung stehen – der Fahrer braucht also sehr viel Vorlauf.

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