Mit der Polizeieskorte durch Moskau
Die Studentin Kathrin Freudenberger diskutierte im 8. Deutsch-Russischen Jugendparlament – über Homosexuelle und "Pussy Riot" .
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Eine Woche lang diskutierte sie in Moskau mit Nachwuchsparlamentariern bis spät in die Nacht über politische Themen. Doch das Spannendste kam für Kathrin Freudenberger am Schluss: Sie sah Angela Merkel und Wladimir Putin live im Kreml. Zu dem wurde die 23-Jährige mit einer Polizeieskorte gebracht. Und zu den beiden Staatschefs wurden sie und die anderen 49 Jugendparlamentarier erst vorgelassen, nachdem man sie gefilzt hatte.
Schon vor sieben Jahren war sie bei einem Schüleraustausch in Moskau. Seitdem wollte sie zurück in die russische Stadt. Da kam die Aufforderung der "Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch" zur Teilnahme am 8. Deutsch-Russischen Jugendparlament gerade recht. Kathrin Freudenberger hat sich beworben, wurde ausgewählt und flog für eine Woche nach Moskau. Dort überraschte sie nicht nur das Sicherheitsbedürfnis des russischen Staates. Sondern auch die hitzigen Diskussionen, die sich um interessante Themen wie Homosexualität oder die Inhaftierung von "Pussy Riot", einer regierungskritischen Frauen-Punkband, drehten. Die wurden allerdings abseits des Protokolls debattiert.
"Es stellte sich heraus, dass die Russen oft eine andere Auffassung haben", sagt Kathrin Freudenberger. Aber ist das nicht der Sinn des Parlaments – zu debattieren und einen Konsens zu finden? Schon, meint die Studentin, aber oft sei man zu keiner Lösung gekommen. "Wir haben zum Beispiel den Gesetzesentwurf diskutiert, der mit Geldstrafen verhindern soll, dass über Homosexualität gesprochen wird. Eine russische Teilnehmerin hielt Homosexualität tatsächlich für eine Krankheit", erklärt sie.
Auch das Thema "Pussy Riot" sei schwierig gewesen. Manche russischen Teilnehmer meinten, die Bestrafung der Mitglieder zu zwei Jahren Straflager sei gerecht. Die unterschiedliche Denkweise habe man auch gespürt beim Aufeinandertreffen der Staatschefs beim deutsch-russischen Gipfeltreffen, dem "Petersburger Dialog", erzählt die Freiburgerin. Sie und die anderen Jungparlamentarier waren live beim Abschlusstreffen im Kreml dabei. Auch Merkel sprach die Inhaftierung an, erzählt Kathrin Freudenberger. Putins Reaktion war alles andere als gefasst: Er verwies auf angebliche antisemitische Handlungen von "Pussy-Riot"-Mitgliedern, und darauf, dass diese in Russland geahndet werden würden. Die Studentin hat Merkel genau beobachtet: "Sie hat stark reagiert und gesagt, wenn sie immer gleich eingeschnappt sei, könnte sie keine drei Tage Bundeskanzlerin sein."
Für Kathrin Freudenberger hat sich die Moskauer Woche gelohnt – trotz Überwachung und unterschiedlicher Meinungen: "Ich habe durch Gespräche viel gelernt, zum Beispiel dass viele Einstellungen mit der Erziehung zu tun haben." Die russischen Studenten hätten sich gewundert, wie offen die Deutschen ihre Meinung vertreten. "In Russland gibt’s in der Schule keine mündlichen Noten. Viele kennen es darum gar nicht, ihre Meinung zu sagen." Diese Einblicke ins Leben von russischen Jugendlichen fand sie spannend. Und nach Moskau würde sie jederzeit wieder reisen. Auch wenn Kathrin Freudenberger zwischendurch manchmal gedacht hat: "Oh Gott, nie wieder Politik!"
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