Antisemitismus
Nach dem Terroranschlag auf die Synagoge in Manchester ist die Sorge über Judenhass groß
Der tödliche Angriff auf eine Synagoge am höchsten jüdischen Feiertag wirft ein Schlaglicht auf Antisemitismus in Großbritannien und Europa. Israel sieht die Regierung in London in der Verantwortung.
dpa
Fr, 3. Okt 2025, 20:00 Uhr
Ausland
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Der Terroranschlag auf eine Synagoge in Manchester mit zwei Toten und mehreren Verletzten hat die Debatte über die Sicherheit von Juden in Europa erneut angefacht. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer zeigte sich am Abend besorgt. "Wir müssen es klar benennen, es ist ein Hass, der wieder aufflammt, und Großbritannien muss ihn erneut besiegen", sagte der Labour-Politiker nach einer Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra in London in einer Ansprache. Einige israelische Politiker äußerten Kritik an London.
Israels Staatspräsident Izchak Herzog sagte, in Großbritannien und weiteren Ländern hätten "Fälle von gewalttätigem Antisemitismus ein beispielloses Ausmaß erreicht". Er legte einen Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg nahe: "Die freie Welt kann und darf nicht zulassen, dass der Konflikt zu einem politischen Instrument gegen das jüdische Volk wird." Den Opfern sprach er sein Beileid aus.
Bei dem Anschlag am Donnerstag, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, waren zwei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Der Angreifer hatte nach Angaben der Polizei vor der Synagoge ein Auto in Menschen gesteuert und dann mit einem Messer zugestochen. Er soll zudem versucht haben, in das Gebäude zu gelangen. Er wurde von der Polizei erschossen. Bei den Getöteten handelt es sich um Mitglieder der jüdischen Gemeinde, zwei Männer im Alter von 53 und 66 Jahren.
Eines der beiden Todesopfer wurde von Polizeikugel getötet
Bekannt wurde am Freitag, dass eines der beiden Todesopfer wohl von der Kugel aus einer Polizeiwaffe getroffen wurde. Der Angreifer habe keine Schusswaffe gehabt, teilte die Greater Manchester Police mit. Daher werde davon ausgegangen, dass die Verletzung eine tragische und unbeabsichtigte Folge des Polizeieinsatzes gewesen sei. Auch einer der Verletzten, die im Krankenhaus behandelt werden, habe eine Schusswunde, die aber nicht lebensgefährlich sei, hieß es weiter. Beide sollen sich während des Terrorangriffs hinter der Tür der Synagoge verschanzt haben.
Am späteren Donnerstagabend waren erste Details zum mutmaßlichen Täter bekannt worden. Obwohl eine formelle Identifizierung noch ausstehe, gehe man davon aus, dass es sich um einen 35 Jahre alten britischen Staatsbürger syrischer Abstammung handele, teilte die Greater Manchester Police mit. Zudem seien zwei Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren und eine Frau in den Sechzigern im Zusammenhang mit der Tat festgenommen worden, hieß es weiter.
Direkte Kritik an London kam von Israels Außenminister Gideon Saar: "Ich stehe an der Seite der wunderbaren jüdischen Gemeinde Großbritanniens, die derzeit unter einer schrecklichen Welle des Antisemitismus leidet." Britische Behörden hätten dem nichts entgegengesetzt, sagte er. Israel erwarte von der Regierung "einen Kurswechsel" und "eine konsequente Bekämpfung der grassierenden antisemitischen und antiisraelischen Hetze in Großbritannien".
UNO und EU verurteilen die Tat
Der Ministerpräsident des Landes, Benjamin Netanjahu, drückte seine Anteilnahme aus. "Israel trauert mit der jüdischen Gemeinde in Großbritannien nach dem barbarischen Terroranschlag", sagte er nach Angaben seines Büros. "Schwäche gegenüber Terrorismus führt nur zu mehr Terrorismus", warnte er zugleich.
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat scharf. "Einen heiligen Ort anzugreifen, den Menschen aufsuchen, um Frieden zu finden, ist besonders niederträchtig", sagte Guterres einer Mitteilung zufolge. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei den Opfern, deren Familien und der jüdischen Gemeinde Großbritanniens. Antisemitismus jeglicher Art müsse bekämpft werden, teilte die CDU-Politikerin mit.