Nicht nur eine Freudenfeier
80 Jahre nach Kriegsende: Straßburg und Kehl setzten ein Zeichen für Frieden und Freundschaft auf der Brücke über über den Rhein. Die Stadtoberhäupter kritisieren die verschärften Grenzkontrollen. .
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Während die Mitglieder des Straßburger Jugendrates und Schülerinnen und Schüler der 9d des Einstein-Gymnasiums ihre Wünsche für eine friedliche Zukunft eines geeinten Europas mitteilen – zu denen auch die Freizügigkeit und die Reisefreiheit gehören – sorgen die verschärften Grenzkontrollen an der Europabrücke für einen starken Kontrast und für lange Rückstaus nach Straßburg hinein. In bewegenden Worten bringen die Jugendlichen ihre Dankbarkeit für die gewachsene deutsch-französische Freundschaft zum Ausdruck. "Ohne diese Freundschaft gäbe es uns nicht – zumindest nicht so, wie wir sind: offen, gemischt, neugierig und verbunden durch zwei Sprachen und Kulturen", hieß es laut Mitteilung der Stadt Kehl in einem der Beiträge.
Es schwingt aber auch Sorge mit: Angesichts des Kriegs in der Ukraine und des Erstarkens autokratischer Bewegungen weltweit würden grenzüberschreitende Erinnerungskultur und Zusammenarbeit noch bedeutsamer. Indem beide Städte gemeinsam der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren gedenken, setzen sie ein deutliches Zeichen für Frieden und Versöhnung.
Jeanne Barseghian und Wolfram Britz veröffentlichen im Nachgang zum Gedenken eine gemeinsame Erklärung: "Es war am Tag, an dem wir mit einem großen deutsch-französischen Familienfest das 20-jährige Bestehen des Gartens der zwei Ufer gefeiert haben, als die Bundespolizei wenige Meter weiter die Grenzkontrollen vorbereitet hat, die am 16. September 2024 wieder aufgenommen wurden." Damals habe man versichert, dass die Kontrollen an der Europabrücke, in der Tram und in der Ortenau-S-Bahn so organisiert würden, dass sie den Alltag in unserem rheinüberschreitenden Lebensraum nicht beeinträchtigen. Bis auf punktuelle Verspätungen der Tram und der Ortenau-S-Bahn aufgrund der Kontrollen seien diese Zusagen eingehalten worden. "Das hat sich am heutigen 8. Mai schlagartig geändert. Dass die neue Bundesregierung die Kontrollen so verschärft, dass sie das Leben von Tausenden Grenzpendlerinnen und -pendlern, von Hunderten Schülerinnen und Schülern, von auf beide Rheinseiten verteilten Familien erschweren, können wir nicht akzeptieren." heißt es in der Erklärung. "Dass sie dies an einem Tag tut, an dem wir gemeinsam den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs mit Botschaften zu Frieden und Versöhnung begehen – und am Vorabend des Europatags –, lässt aus unserer Sicht Geschichtsbewusstsein und Fingerspitzengefühl vermissen."
Seit mehr als drei Jahrzehnten hätten beide Staaten dazu aufgefordert, gemeinsame Infrastruktur und Synergien zu schaffen. "Dem sind wir hier in Straßburg und Kehl in besonderer Weise nachgekommen und dadurch zu einem gemeinsamen Lebensraum zusammengewachsen, der nur noch als Einheit funktioniert. Wir fordern den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt daher auf, die Kontrollen auf ein Maß zurückzunehmen, das unser rheinüberschreitendes Zusammenleben weiterhin ermöglicht."