Niederlagen als Gewinn
Vor der WM: Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis zieht vor allem aus negativen Ergebnissen einen Lerneffekt. Am Samstag steht der Auftakt gegen Ungarn an.
Marten Vorwerk
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Nach der Niederlage bei der Generalprobe gegen WM-Gruppengegner USA (2:5) in Düsseldorf am vergangenen Sonntag sah der Coach trotz der deutlichen Pleite keinen Grund, Trübsal zu blasen. "Die Einstellung, die Bereitschaft, stimmt. Wir haben auch Spieler, die viel internationale Erfahrung haben und das Timing finden, diese kleinen Details richtigzumachen", sagte Kreis.
Der Bundestrainer erklärte schon vor rund zwei Wochen, dass er ohnehin vor allem "aus Niederlagen" sehr viel lerne. Auch immer wieder zu reflektieren, "was habe ich gut gemacht, was habe ich weniger gut gemacht, was habe ich im Sport dazugelernt, was habe ich mir außerhalb des Eishockeys an Wissen angeeignet", habe ihm in rund 25 Jahren geholfen, ein besserer Trainer zu werden.
1978 kam Kreis als Abwehrtalent erstmals in die damalige Eishockey-Bundesliga. Der Trainer des in die 1. Liga aufgestiegenen Mannheimer ERC, Heinz Weisenbach, suchte Spieler in Kanada, die deutsche Vorfahren hatten. Weisenbach lotste Kreis, Sohn deutscher Eltern und damals in der kanadischen Juniorenliga für die Calgary Wranglers aktiv, zu seinem Klub nach Baden-Württemberg.
Dort spielte der in Winnipeg (Kanada) geborene Kreis fast 19 Jahre, erst für den ERC, nach der Auslagerung der Profimannschaft für die Adler Mannheim. 1980 und 1997 feierte Kreis die deutsche Meisterschaft. Er absolvierte 180 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und galt als zäher und besonders fitter Akteur. Oftmals stand er bis zu 45 Minuten auf dem Eis, das entspricht ungefähr der doppelten Zeit eines heutigen DEL-Profis.
Sein größter Triumph mit dem DEBTeam gelang ihm aber nicht als Spieler sondern als Coach. 2023, da war Kreis gerade mal ein paar Monate als Chef im Amt, feierte Deutschland sensationell den Gewinn der Silbermedaille, wie auch 2018 unter Marco Sturm bei Olympia – die größten Erfolge für den DEB seit 1953.
Seine Qualitäten als Trainer erkannte sein ehemaliger Coach Lance Nethery. Als die Mannheimer um Kreis 1997 gerade den Titel feierten, bot Nethery seinem Spieler Kreis an, das Co-Traineramt zu übernehmen. "Als die Saison vorbei war, wusste ich noch nicht, dass es meine letzte Saison als Spieler war", sagte Kreis kürzlich in einem Podcast. "Lance Nethery hat mir sehr nachdrücklich vorgeschlagen, dass nun ein guter Zeitpunkt wäre, aufzuhören", ergänzte Kreis lachend.
Erstmals Cheftrainer wurde Kreis Anfang der 2000er-Jahre beim EC Bad Nauheim in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Über Stationen in der Schweiz kam Kreis zurück nach Deutschland, wurde sowohl mit Düsseldorf als auch Mannheim Vizemeister. Seine drei wichtigsten Werte als Trainer: "Gleichheit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit." Als jüngerer Coach habe er sich noch "unwohl gefühlt", ehrlich zu sein. Ihm sei zu Beginn seiner Trainerkarriere nachgesagt worden, nicht hart genug mit den Spielern umzugehen. "Irgendwann habe ich aber festgestellt, dass ich nicht jeden gleich behandeln kann", betonte Harold Kreis.
Der Eishockey-Bundestrainer steht darüber hinaus für offene Kommunikation innerhalb der Mannschaft. Statt Konflikten aus dem Weg zu gehen, setze er auf eine frühzeitige An- und Aussprache. Erst dann würden Chancen zur Weiterentwicklung bei Spielern und im Team entstehen.