Nur ein wenig Säbelrasseln
Verteidigungsminister Mattis bremst den US-Präsidenten.
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Abgesehen davon, dass Trump die Regel nicht beherzigt, ist es die Frage nach der Mission, die nach dem Angriff die Debatten beherrscht. Was sind die Ziele, die der US-Präsident in Syrien verfolgt? Das eine, relativ eng umrissene, haben Oval Office und Pentagon hinreichend deutlich formuliert: Eine Chemiewaffenattacke darf nicht ungestraft bleiben, schon um Nachahmer nicht zu ermuntern.
Was Trumps Denken bestimmt, wissen Insider, ist die Absicht, sich von seinem Vorgänger zu unterscheiden. Von Barack Obama, der eine rote Linie zog, um den Giftgaseinsatz in Syrien zu verhindern, und dann nicht handelte, als sie überschritten wurde. Etliche Probleme in dem Land gebe es nur, weil es Obama versäumt habe, die Verletzung roter Linien zu ahnden, zitiert der Harvard-Professor Alan Dershowitz, was ihm Trump vorige Woche im Weißen Haus anvertraute. Dieser Präsident lasse nicht mit sich spielen.
Zugleich stellt die Administration klar, dass der Angriff nichts an ihren Prioritäten ändert. Man wolle die Terrormilizen des Islamischen Staats (IS) besiegen, aber nicht in den Bürgerkrieg hineinschlittern, betonte Pentagon-Sprecherin Dana White, im Grund nur wiederholend, was bereits unter Obama Maxime war.
Derzeit sind 2000 US-Militärs im Norden Syriens stationiert, um eine Allianz mit kurdischen Milizen bilden. Wie lange sie noch bleiben, nachdem Trump Ende März ihren sofortigen Abzug erwogen hatte, ist ungewiss. Ohne ein Gegengewicht zu Akteuren wie Russland, Iran oder der Türkei zu bilden, so geben Skeptiker zu bedenken, muss sich Washington mit der Rolle des Zuschauers begnügen, der vielleicht ab und an laut werden, aber nicht mitspielen kann. Moskau und Teheran seien bereit, mit ihren Truppen die Macht Assads zu garantieren, während sich die USA zu keiner Strategie durchringen könnten, doziert Ryan Crocker, einst Botschafter im Irak, in Syrien und Afghanistan. Die Botschaft an Assad sei offenbar die: "Du kannst deine Bürger töten, wie immer du willst, nur eben nicht mit chemischen Waffen."
Im Kongress sind die Fronten eher diffus. Auch prominente Oppositionelle gehören zu denen, die Trump applaudieren, wenn auch verhalten. Chuck Schumer, die Nummer eins der Demokraten im Senat, spricht von einer punktgenauen Strafaktion, die den Diktator hoffentlich abschrecken werde. Schumers Parteifreund Eliot Engel, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, sieht dagegen nur eine Neuauflage des Militärschlags vom April 2017, als Trump 59 Marschflugkörper auf eine Luftwaffenbasis abfeuern ließ. Einen anhaltenden Abschreckungseffekt habe das damalige Unterfangen nicht bewirkt. "Mangels eines breiteren Konzepts sehe ich keinen Grund, diesmal ein anderes Resultat zu erwarten", so Engel. Der "Schlächter von Damaskus" habe zwei Lektionen gelernt, triumphiert dagegen der republikanische Senator Tom Cotton, ein Hardliner: Die erste sei, dass man sich durch Massenvernichtungswaffen keinen militärischen Vorteil verschaffe, sobald die USA die Nase voll hätten. Die zweite: "Russland kann seine Klienten nicht vor den USA schützen."
Hinter den Kulissen indes konnten sich offenbar vorsichtigere Realisten wie Verteidigungsminister James Mattis durchsetzen, bevor Trump den Angriffsbefehl gab. Voller Ungeduld, schreibt die Washington Post unter Berufung auf Regierungsbeamte, habe der Präsident auf schnelles Handeln gedrängt. Während der Falke John Bolton, sein neuer Sicherheitsberater, auf eine Machtdemonstration mit empfindlichen Folgen für Assad gedrängt habe, hätten sowohl Mattis als auch Joseph Dunford, der Generalstabschef der Streitkräfte, gebremst. Letztere hätten Trump das Risiko eines Zusammenstoßes mit Russland und dem Iran vor Augen geführt. Das Risiko einer Eskalation, die womöglich bedeutet hätte, eben doch in den Strudel des Bürgerkriegs hineingezogen zu werden. "Wir waren nicht darauf aus, dies auszudehnen", fasste es Mattis später in lakonischer Kürze zusammen.
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