Mobilität
Ohne Motor geht nichts: E-Bikes sollen Fahrradbranche retten
Auf der Fahrradmesse Eurobike dreht sich fast alles um hochpreisige E-Bikes. Sie sollen die Branche aus dem Tal ziehen, in dem sie nach dem Corona-Boom steckt – und mit neuen Features Kunden locken.
dpa
Di, 24. Jun 2025, 20:00 Uhr
Wirtschaft
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Zum Auftakt der Fahrradmesse Eurobike will Burkhard Stork nicht allzu laut jubeln. Der Geschäftsführer des Zweitradindustrieverbands ZIV ist nach zwei schwachen Jahren mit überraschend guten Zahlen nach Frankfurt gekommen: Im ersten Quartal wurden in Deutschland mit 885.000 Einheiten 11 Prozent mehr Fahrräder verkauft als ein Jahr zuvor. Auch Produktion, Import und Export sind im Startquartal zweistellig gewachsen. Weil aber schon im April und Mai das Geschäft wieder schwächelte, wiegeln Stork und andere Branchenvertreter ab. Die hohen Lagerbestände aus den Vorjahren seien nicht wie erhofft abgeflossen, berichtet der Handelsverband Zweirad.
Stork kommt dennoch zu dem Schluss: "Das Licht am Ende des Tunnels ist deutlicher zu sehen. Es wird heller." Der Verband geht aktuell von einer Absatzsteigerung um 5 Prozent im gesamten Frühjahr aus. Längst dominieren im Verkauf motorisierte Fahrräder: Denn Deutschland ist die absolute E-Bike-Hochburg in Europa. 5,4 Milliarden Euro Umsatz bedeuteten im vergangenen Jahr fast die Hälfte des Wertes für die gesamte Europäische Union (12 Milliarden Euro), berichtet die Beratungsgesellschaft EY.
Getrieben wird das Geschäft durch steuerbegünstigte Leasing-Modelle
Im Bestand von 88,7 Millionen Fahrrädern finden sich inzwischen schon 15,7 Millionen E-Bikes, was einen Anteil von knapp 18 Prozent bedeutet. Getrieben wird das Geschäft durch steuerbegünstigte Leasing-Modelle über den Arbeitgeber, die viele nutzen, um teure Bikes anzuschaffen. 2024 sind aber auch hier die Zahlen leicht gesunken: von 790.000 auf 750.000 Neuverträge. Für den Handel kann Leasing einen Vorteil haben: Hier leisten sich viele Leute teure Räder, zu denen sie sonst nicht greifen würden, um sich eine hohe Ersparnis zu sichern. Ein geleastes E-Bike etwa kostete laut der Beratungsgesellschaft Deloitte 2024 im Schnitt 3720 Euro, 40 Prozent mehr als für ein vergleichbares Modell am Markt (2650 Euro).
Anti-Blockier-Systeme, automatische Schaltungen und immer stärkere Motoren: Die E-Bikes werden mit immer mehr Technologie hochgerüstet. Große Komponentenhersteller wie Bosch perfektionieren ihr Angebot kontinuierlich von Jahr zu Jahr und greifen dabei auf ihr Wissen aus anderen Fahrzeugsegmenten zurück. Auf digitale Dienste setzt der E-Bike-Chef von Bosch, Claus Fleischer. Bereits üblich sind individuelle Einstellungsmöglichkeiten der Antriebe über begleitende Apps, digitaler Diebstahlschutz, Streckenvorausberechnungen und Software-Updates "over the air" – also drahtlos. Geplant sind zudem digitale Zustandsberichte insbesondere zu Batterie und Motor, die ebenfalls drahtlos übermittelt werden könnten – wichtig beim Handel mit gebrauchten E-Bikes.