Apnoetauchen

Rekordversuch: André Grabs taucht im Tunisee

Mindestens 110 Meter weit muss André Grabs am Sonntag durch den Tunisee tauchen, um den bisherigen Rekord im Apnoe-Streckentauchen zu brechen. Das Schwierige: Er darf nur einmal Atem holen. Die BZ war beim Training dabei.  

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André Grabs beim Training im Tunisee Foto: Ingo Schneider

Eigentlich hat’s André Grabs schon geschafft. Beim Training im Tunisee ist er 132 Meter mit nur einem Atemzug getaucht – und damit 20 Meter weiter als nötig, um den bisherigen deutschen Rekord im Apnoe-Streckentauchen zu brechen. Nur offiziell ist das Ergebnis noch nicht. Das will Grabs am Sonntag ändern. "Wettkampfsituationen sind noch mal was ganz anderes, da müssen die Nerven mitmachen", sagt der Taucher, den die BZ beim Training besucht hat.

Bevor André Grabs ins Wasser steigt, setzt er sich im Schneidersitz auf den Holzsteg, der in den Tunisee ragt, legt die Hände auf die Füße, richtet den Blick nach unten und atmet tief ein – und wieder aus. Er wirkt in sich gekehrt. Nach ein paar Wiederholungen streckt und dehnt er sich, tastet seine Rippen ab, steht auf und läuft zum Geländer. Dort hält er noch mal inne, danach gleitet er langsam ins Wasser.

"Eine gute Vorbereitung ist wichtig", sagt der 43-Jährige, "einfach, um alles andere auszublenden, bevor es ernst wird."

Es ist an diesem sonnigen Tag – das Wasser hat angenehme 21 Grad – sein dritter Versuch, weiter zu schwimmen als der Berliner Jonas Krahn, der 2011 den aktuellen Weltrekord von 109 Metern im Streckentauchen ohne Flossen aufstellte. Zumindest im Training hat Grabs das locker geschafft. "Das hängt sehr von der Tagesform ab", sagt der Gundelfinger, der als Heilerziehungspfleger im Haus Tobias in Freiburg arbeitet. Sein Rekordversuch, den er beim Apnoe-Dachverband anmelden musste, wird gefilmt, zwei Schiedsrichter nehmen das Ergebnis ab.

Beim Apnoetauchen überschreiten Profis ihre Grenzen

Am Gerätetauchen habe er noch nie Interesse gehabt, sagt Grabs, der vor etwa sechs Jahren intensiver mit dem Apnoetauchen angefangen hat und heute Tauchkurse gibt. Er gehört zum Team von Nik Linder, der in Freiburg eine Tauchschule betreibt und Rekordhalter im Apnoetauchen unter Eis ist. "Der Reiz ist, dass man sich ohne Hilfsmittel die Unterwasserwelt erschließt", sagt Grabs. Er schwimmt sogar ohne Flossen. Egal ob er in die Tiefe taucht oder knapp unter der Wasseroberfläche wie im Tunisee – Grabs muss lange die Luft anhalten. Ohne sich zu bewegen, schafft er sechseinhalb Minuten.

Ganz ungefährlich ist Apnoetauchen nicht. Zwei Sicherungstaucher schwimmen neben Grabs her, sollte der beispielsweise eine Hypoxie bekommen, ausgelöst durch eine Mangelversorgung mit Sauerstoff. Dann beginnt der Körper zu zucken, der Taucher könnte sogar in Ohnmacht fallen. Das sei ihm noch nie passiert, erzählt Grabs. "Während ich tauche, frage ich regelmäßig ab, ob ich noch klar im Kopf bin", sagt er. "Sobald ich merke, es geht nicht mehr, tauche ich auf." Doch Apnoetauchen bedeute für Profis auch, an die Grenzen zu gehen oder sie sogar ein Stück weit zu überschreiten.

"Adrenalin sollte

man vermeiden."

Nachdem Grabs untertaucht – um seinen Hals trägt er knapp fünf Kilo schwere Gewichte, damit sein Körper nicht nach oben treibt – sieht man nur noch seine zwei Begleiter, wie sie mit einem Kissen unterm Arm und mit Schnorchel seitlich die Strecke entlangschwimmen. Unter Wasser orientiert sich Grabs an einem dünnen Seil – "damit ich nicht im Kreis schwimme", sagt er.

Im Schwimmbecken ist’s einfacher

Bei 113 Metern hat er das Seil markiert. "Dann weiß ich, ich hab’s auf jeden Fall geschafft." Vielmehr sieht er im dunklen Tunisee vermutlich sowieso nicht. Im Schwimmbecken, wo Grabs sonst übt, seien die Bedingungen besser – nicht nur die Sicht, auch das eigene Tempo könne man dort besser einschätzen. "Und man kann sich vom Beckenrand abstoßen." Grabs hat sich für den Start auch im Tunisee ein kleines Podest gebaut. Beim Apnoetauchen nutze man Gleitphasen aus, um Energie zu sparen. "Adrenalin sollte man vermeiden", sagt er. Deshalb auch die Yogatechniken als Vorbereitung.

Es sind vielleicht noch etwas mehr als zehn Meter bis zum Ende des Sees, da taucht Grabs auf. Er pumpt, seine Atmung ist bis zum Ufer zu hören. "Atme, atme", sagt einer der Sicherungstaucher. Grabs formt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und ruft "I’m okay". Das muss er auch zu den Schiedsrichtern am Sonntag sagen. Erst dann gilt der Rekord, den er diesmal um mehr als 20 Meter übertaucht hat: 132 Meter – der Freudenschrei ist nicht zu überhören.
Der Rekordversuch

findet statt am Sonntag, 19. Juni, 10 Uhr am Tunisee (in der Nähe des Wasserskilifts). Wer zuschauen möchte, muss den Zutritt zum See bezahlen (Erwachsene 2,30 Euro, Kinder 1,20 Euro).

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