Interview
Reproduktionsmedizin: "Schwanger zu werden, braucht Zeit"
Der Reproduktionsmediziner Hans-Peter Zahradnik über den menschlichen Kinderwunsch, seine Folgen und die Geschichte und Zukunft eines umstrittenen medizinischen Fachs.
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Selbst 30 Jahre nach der Geburt des ersten, per künstlicher Befruchtung gezeugten Babys hat die Gesellschaft ein gespaltenes Verhältnis zu ihren Reproduktionsmedizinern. Vielen Paaren gelten sie als Retter in der kinderlosen Not, anderen als Hallodris, die eine medizinisch-ethische Grenze nach der anderen einreißen. Erst vor kurzem stritt sich der Bundestag, ob man den Reproduktionsmedizinern erlauben solle, mit Hilfe der PID im Reagenzglas die Gene des Embryos zu durchleuchten. Hans-Peter Zahradnik war 30 Jahre lang Reproduktionsmediziner und Endokrinologe. Zuletzt leitete er den entsprechenden Fachbereich in der Uniklinik Freiburg. Anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand sprach Michael Brendler mit ihm über die Geschichte und Zukunft seines umstrittenen Faches.
BZ: Herr Professor Zahradnik, 1978 wurde Louise Brown geboren, das erste Kind nach einer künstlichen Befruchtung, im selben Jahr machten Sie Ihren Facharzt. Schaut man als Reproduktionsmediziner nach so vielen Jahren manchmal staunend zurück und wundert sich, was die eigene Zunft so geleistet hat?Zahradnik: Teils ja, teils nein. Denn man darf nicht vergessen, die wesentlichen Fortschritte in der Reproduktionsmedizin wurden schon vor 1978 gemacht. Dennoch war noch viel Arbeit notwendig, um das Verfahren wirklich zuverlässig zu machen. Heute werden in einem Land wie Deutschland jedes Jahr fast 10 000 Kinder per künstlicher Befruchtung ...