Vereint im Verein
Retten ist beim THW Alltag
Ob Übung oder Ernstfall – die Mitglieder des Technischen Hilfswerks müssen immer auf der Höhe der Zeit sein.
Mi, 9. Okt 2013, 12:00 Uhr
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BRÜHL-BEURBARUNG. Was tun, wenn jemand verletzt irgendwo hoch oben ist und nicht mehr weiter kann? Solche Notsituationen und die spektakulären Hilfsaktionen, die sie entschärfen sollen, sind bei der Ortsgruppe des Technischen Hilfswerks (THW) Alltag – wenn auch zum Glück meist nur als Übungsszenarien. Auf dem THW-Gelände im Industriegebiet Nord ging’s darum, eine "Person" mittels Kran zu retten.
Was hier geschieht, heißt in THW-Sprache: "Rettung einer Person aus der Höhe". Zwei THW-Männer steigen die Leiter hoch, legen die Puppe auf eine Liege, sichern sie, machen die Liege an einem Seil fest und lassen sie an einem Drahtseil vorsichtig nach unten gleiten. Unten stehen die anderen und nehmen die Puppe in Empfang. Alles soll möglichst sanft und vorsichtig vor sich gehen. Und wenn die Puppe ein Mensch gewesen wäre, hätten die beiden THW-Leute sie oben erstmal mit Erster Hilfe versorgt. Ausbildung in Erster Hilfe gehört ebenso zum Pflichtprogramm wie viele andere überwiegend technische Kenntnisse, die ein Dreivierteljahr lang jeden zweiten Samstag in der Grundausbildung vermittelt werden. Am Ende gibt’s Prüfungen: schriftlich (Multiple Choice) und praktisch.
Das fasziniert vor allem Technikfreaks. Sebastian Schlegel (22) ist unter den sieben Helfern, die sich um die Rettung der Puppe kümmern. Er arbeitet als Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker und war vor dreieinhalb Jahren auf der Suche nach sinnvollem Engagement. Bei den THW-Ortsverbänden arbeiten alle ehrenamtlich, inzwischen ist es schwierig geworden, genügend Helfer zu finden. Zu Wehrpflicht-Zeiten konnten sich Wehrpflichtige für einen Ersatzdienst beim THW entscheiden, so wie Patrick Magnus (29) das damals gemacht hat. Das hieß: Sechs Jahre lang war er jedes zweite Wochenende im Einsatz – konnte dafür aber ohne Unterbrechung weiter in seinem Job im Straßenbau arbeiten. Danach blieb er ehrenamtlich dabei. Solche "Umwege" zum dauerhaften Engagement gibt’s nun nicht mehr. Jetzt kommen nur noch von Anfang an Interessierte, und das sind deutlich weniger. Auch Dirk Wolf (41), einer von vier Zugführern der 45 Aktiven, und Michael Schumacher (53), der als Gruppenführer der Chef der Zugführer ist, waren solche Direkteinsteiger. Es ist längst nicht nur das technische Interesse, das hier alle fasziniert: "Man fühlt sich einfach wohl – die Kameradschaft ist super", sagt Dirk Wolf.
Klar ist aber auch: Sie übernehmen viel Verantwortung. Wenn sie – etwa nach einem Zugunglück oder einem Brand – in unvorhersehbare Situationen geraten, müssen sie sofort abschätzen: In welche Gefahr begeben sie sich sinnvoll, was ist zu riskant? Solche Extremfälle kommen selten vor, außer wenn jemand freiwillig Einsätze im Ausland mitmacht. Michael Schumacher, der hauptberuflich als technischer Berater an der Uni arbeitet, war zum Beispiel 2005 und 2007 zwei Mal in Liberia. Arbeitgeber bekommen in solchen Fällen Ersatz, wenn sie jemanden freistellen. Im Freiburger Alltag geht es aber oft "nur" darum, bei einem Unfall auf der Autobahn den Stau abzusichern oder bei einer Zollkontrolle für Beleuchtung zu sorgen. Und montags ist in jeder zweiten Woche die Kontrolle der 60 Notbrunnen in Freiburg angesagt: Durch sie würden bei Katastrophen jedem Erwachsenen drei Liter Wasser täglich zugeteilt.
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