Interview

Roland Rosenow: "Wir fordern staatliche Seenotrettung"

Die Aktionsgruppe "Seebrücke. Schafft sichere Häfen" veranstaltet am Samstag eine Demo auf dem Platz der Alten Synagoge. Roland Rosenow ist beim Bündnis Seebrücke für die Vernetzung zuständig.  

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Roland Rosenow Foto: Thomas Kunz
BZ: Heer Rosenow, welche Motivation steckt hinter der Gruppe Seebrücke?
Rosenow: Die Bewegung will, dass sichere Fluchtwege geschaffen werden, dass Europa sichere Häfen und sichere Bleibeorte bietet. Die Rettungsschiffe, die momentan festgehalten werden, müssen ihre Missionen sofort wieder aufnehmen dürfen. Nicht nächste Woche – heute! Perspektivisch fordern wir, dass eine sichere staatliche Seenotrettung installiert wird, wie das von Herbst 2013 bis Herbst 2014 mit Mare Nostrum der Fall war, einer Mission der italienischen Marine. Die zivilen Seenotrettungsorganisationen, die jetzt unterwegs sind oder behindert werden, haben sich danach gegründet. Das heißt: Die staatlichen Organisationen haben versagt, aber die europäische Zivilgesellschaft ist eingesprungen.
Roland Rosenow, hat in Hildesheim Kulturpädagogik studiert und ist seit 2016 als Referent für Sozialrecht beim Deutschen Caritasverband tätig.

BZ: Was war der Anstoß, die Aktionsgruppe zu gründen?
Rosenow: Auslöser war, dass eines der letzten zivilen Rettungsschiffe, die im Mittelmeer unterwegs waren, die Lifeline, vor Malta festgesetzt wurde. Anderen Rettungsschiffen war es bereits zuvor so ergangen. Am 7. Juli gab es in Berlin eine große Demonstration. Daraufhin gründeten sich umgehend in mehr als 140 Städten in Deutschland Aktionsgruppen, auch in Freiburg. Am 14. Juli wurde in Freiburg eine Demonstration organisiert, die erstaunlich gut besucht war.

BZ: Sie nennen sich eine "Bewegung": Wie sind Sie organisiert?
Rosenow: Wir nennen uns Bewegung, weil wir etwas Eigenes, eine politische Bewegung, sind, und keine neue zivile Rettungsorganisation. Sehr viele Menschen in Freiburg teilen die Empörung über das, was gerade im Mittelmeer geschieht. Die Aktionsgruppe Freiburg besteht aus etwa 50 Aktiven.

BZ: Wie funktioniert die Vernetzung mit anderen Städten?
Rosenow: Die Berliner Gruppe hat eine Webseite erstellt, auf der man Aktionen anmelden kann. Nach Schätzungen der Gruppe haben mittlerweile etwa 150 000 Menschen demonstriert. Es ist eindrucksvoll, in wie vielen Städten etwas passiert. Wir sind gerade dabei, unsere Vernetzungsstrukturen zu entwickeln. Wir planen eine große Seebrückenkonferenz, um die Bewegung bundesweit zu konsolidieren. Wir wollen auf Bundesebene eine effiziente Pressearbeit, damit wir mehr wahrgenommen werden.

"Migration lässt sich nur verhindern, wenn man in Kauf nimmt, dass Menschen in großer Zahl in den Tod getrieben werden."Roland Rosenow
BZ: Was planen Sie am Samstag bei der Demonstration?
Rosenow: Die Demonstration beginnt um 12 Uhr mit einer Eröffnungskundgebung auf dem Platz der alten Synagoge. Am Anfang steht eine Rede unserer Gruppe. Es wird eine Rede von jemandem geben, der eine Flucht überlebt hat, eine Rede von einer Rettungsorganisation und einen Beitrag von Solidarity City Freiburg. Dann wird der Demonstrationszug durch die Stadt gehen. Außerdem wird es eine Abschlusskundgebung und eine Abschlussaktion auf der blauen Brücke geben.

BZ: Glauben Sie, dass gerade jetzt in Zeiten von Chemnitz oder auch Köthen solche Aktionen besonders wichtig geworden sind?
Rosenow: Das glaube ich ganz entschieden: Migration ist eine Tatsache, die zu akzeptieren ist. Wir sollten sie gestalten, anstatt Menschen, die warum auch immer auf der Flucht sind, zu bekämpfen. Migration lässt sich nur verhindern, wenn man in Kauf nimmt, dass Menschen in großer Zahl in den Tod getrieben werden. Das geschieht zur Zeit. Dagegen gehen wir auf die Straße. Wir sind davon überzeugt, dass Europa sowohl historisch als auch international in nie da gewesenem Reichtum lebt und durchaus in der Lage ist, die Herausforderung, die mit Migration einhergeht, zu bewältigen, ohne dass die Lebensrealität der Menschen, die hier leben, beeinträchtigt wird.
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