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Corona-Regeln

Rufe nach Ausgangssperre werden immer lauter

  • dpa, AFP &

  • Mi, 31. März 2021, 20:30 Uhr
    Deutschland

Es ist ein ungewöhnlicher Schritt: In einem Brief an ihre Ministerpräsidenten-Kollegen fordern Söder und Kretschmann eine strikte Anti-Corona-Politik. Aus der Wissenschaft kommt Unterstützung.

Der Lörracher Bahnhof Mitte Dezember &...n Ausgangsbeschränkungen im Landkreis.  | Foto: Jonas Hirt
Der Lörracher Bahnhof Mitte Dezember – schon damals galten Ausgangsbeschränkungen im Landkreis. Foto: Jonas Hirt
Aus der Wissenschaft mehren sich nach ersten Lockerungen und Test-Projekten Forderungen nach einem neuen harten Lockdown. Die Situation in der dritten Pandemiewelle sei leider "sehr ernst und sehr kompliziert", sagte der Charité-Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast "Coronavirus-Update". Für ihn bleibe nur noch der "Holzhammer".

"Es ist klar, es müssen die Kontakte reduziert werden." Christian Drosten
"Ich glaube, es wird nicht ohne einen neuen Lockdown gehen, um diese Dynamik, die sich jetzt ohne jeden Zweifel eingestellt hat, noch einmal zu verzögern", sagte Drosten. "Es ist klar, es müssen die Kontakte reduziert werden." Die Vorhersage der Modelle für die dritte Corona-Welle sei leider noch überschritten worden. Noch in dieser Woche werde die Zahl der Nachweise der britischen Variante B.1.1.7 über 90 Prozent erreichen. Sie sei eindeutig krankmachender und tödlicher als das Ursprungsvirus, sagte der Virologe.

Söder und Kretschmann fordern Testpflicht an den Schulen

In einem gemeinsamen Brief an ihre 14 Ministerpräsidenten-Kollegen fordern Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) eine strikte Anti-Corona-Politik mit einer konsequenten Umsetzung der Notbremse in Hotspots, auch mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen. Zudem plädieren die Regierungschefs von Bayern und Baden-Württemberg für eine Testpflicht an den Schulen nach den Osterferien.

"Die dritte Welle rollt seit einigen Wochen unerbittlich über das Land. Die Lage ist ernst, ernster als viele glauben", heißt es in dem Brief. "Jeder weitere Tag des Zuwartens bedeutet tausende von neuen Ansteckungen, die sich exponentiell durch unser Land fressen", schreiben Kretschmann und Söder. "Getragen von einem einheitlichen Geist gilt es jetzt, die Notbremse ohne weiteres Überlegen und Zögern konsequent umzusetzen. Hierzu gehören nächtliche Ausgangsbeschränkungen und adäquate Kontaktbeschränkungen bei einer Inzidenz über 100 sowie eine konsequente FFP2-Maskenpflicht und Tests", schreiben die beiden weiter. Der Hamburger Senat hat am Mittwoch eine nächtliche Ausgangssperre ab Karfreitag beschlossen.

Günther wirft seinen Kollegen Effekthascherei vor

Für die Zeit nach den Osterferien fordern Söder und Kretschmann, man müsse sich über einheitliche Regelungen für die Schule verständigen, insbesondere über eine Testpflicht an den Schulen. "Wer keinen negativen Test hat, soll dann auch nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können." Das sei vor allem deshalb wichtig, weil sich derzeit die britische Mutation unter Schülerinnen und Schülern so stark verbreite.

Mit Blick auf die rasant steigende Zahl an Corona-Neuinfektionen hat Gesundheitsminister Manfred Lucha die Landräte aufgerufen, nächtliche Ausgangsbeschränkungen konsequenter zu verhängen. Er werde im Ernstfall auch vor einer Weisung nicht zurückschrecken, wenn dies nach seiner Einschätzung geboten sei, warnte der Grünen-Minister am Mittwoch in einem Rundschreiben. Ein Sprecher seines Ministeriums deutete an, dass die Fortsetzung des Tübinger Corona-Modellprojekts bis Mitte April ungewiss sei.

"Im Norden wird gehandelt, im Süden werden Briefe geschrieben." Daniel Günther
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat den Vorstoß seiner süddeutschen Amtskollegen derweil zurückgewiesen. "Im Norden wird gehandelt, im Süden werden Briefe geschrieben", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Kiel. "Wir haben bereits regelmäßige Tests als Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht für die Zeit nach den Ferien eingeführt, die Herren Söder und Kretschmann wollen darüber reden."

Es sei jetzt nicht die Zeit für Effekthascherei, sondern für konsequentes und verantwortungsvolles Handeln, meinte Günther. "Die Kollegen sollten jetzt nicht die Nerven verlieren, sondern die verabredeten Regeln in ihren eigenen Ländern umsetzen."

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Ressort: Deutschland

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