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Science Days bieten Direktschalte zur Forschungsstation im ewigen Eis

Auch digitale Formate können spektakulär sein: Beim Wissenschaftsfestival Science Days konnten Jugendliche Einblicke ins Forscherleben in der Antarktis erhaschen, zu Pinguinküken und Salatanbau.  

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Klaus Guba leitet die Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Foto: Alfred-Wegener-Institut / T. Steuer
Die Science Days, die seit fast 20 Jahren im Oktober im Europa-Park stattfinden, gibt es dieses Jahr in einer digitalen Version mit einigen Live-Events – zum Beispiel einer Telefonkonferenz mit einer Forschungsstation in der Antarktis.

Seit rund zehn Monaten macht Klaus Guba, Unfallchirurg aus München, einen für einen Arzt eher ungewöhnlichen Job: Er leitet die deutsche Antarktisstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts. Seit Februar sind sie nur zu neunt auf der Station, am Donnerstag jedoch hatte Guba für eine Stunde Kontakt zu mehr als 100 jungen Menschen aus so unterschiedlichen Orten wie Staufen, Mannheim, Herrenberg und Boston (USA), die ihn in einer Telefonkonferenz über sein Leben im Eis befragten. Die Telefonschalte war Teil des Wissenschaftsfestivals "Science Days", das seit 2001 jährlich im Oktober im Europa-Park stattfindet, das dieses Jahr coronabedingt aber digital abläuft.

"Interessant war auch, welche Berufe es gibt: Geophysiker, Luftchemiker, Koch, Maschineningenieur und so weiter." Cian Knaack
Seit 19. Oktober und noch bis 29. November bieten rund 80 Institutionen aus elf Ländern mehr als 150 Online-Veranstaltungen zum Forschen und Experimentieren an. Die Versuche, Wissensshows und Live-Events, wie zum Beispiel ein Videochat über die Gletschermumie Ötzi mit dem Südtiroler Archäologiemuseum, richten sich an Schülerinnen und Schüler ab der dritten Klasse und "alle anderen Interessierten". Anders als an den dreitägigen analogen Science Days, zu denen in den vergangenen Jahren je rund 18.000 Besucher vor allem aus Südbaden kamen, können nun Klassen aus der ganzen Welt dabei sein. "Wir bewerben das Festival auch an deutschen Schulen und Goethe-Instituten weltweit", sagt Joachim Lerch, der 1. Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Science und Technologie, der seinen Sitz in Teningen hat.

"Was sind Ihre Aufgaben? Woher bekommen Sie Wasser und müssen sich die Forscher ihre Polarkleidung selbst kaufen?" – Die Schülerinnen und Schüler hatten viele Fragen an Klaus Guba in der Antarktisstation. "Ich bin für die medizinische Versorgung zuständig und für Organisatorisches. Außerdem sammle ich Daten für eine Studie über die Auswirkungen der Isolation auf die Psyche."

Für das Trinkwasser wird in einem großen Becken Schnee geschmolzen und mit Mineralien angereichert. Und die Schutzkleidung bekommen die Mitarbeiter über das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, das die Antarktisstation betreibt. "Es ist wichtig", sagte Guba, "dass jede Körperstelle bedeckt ist, sonst gibt es schnell Erfrierungen." Und man müsse aufpassen, dass alle Öffnungen der Kleidung geschlossen seien: "Denn der Driftschnee kommt überall rein und schon hat man einen Schneeball in der Jackentasche."

Unter den Teilnehmern sind auch vier Schülergruppen aus der Stufe 9 des Faust-Gymnasiums in Staufen. Sie haben sich gemeinsam mit ihrer Biologielehrerin Ilka Friedrich auf die Telefonkonferenz vorbereitet. Da ihr Thema im Unterricht gerade Ökologie ist, wollten sie von Klaus Guba unter anderem wissen, wie viel er auf der Forschungsstation vom Klimawandel mitbekommt und ob dort auch über Mikroplastik im Meer geforscht wird. "Vom Klimawandel merke ich hier selbst nichts, allerdings hat das Alfred-Wegener-Institut erst vor ein paar Tagen Messergebnisse veröffentlicht, wonach sich das Weddel-Meer im Nordosten der Antarktis recht stark erwärmt." Und über Mikroplastik forschten beispielsweise französische Wissenschaftler: "Sie untersuchen die Mageninhalte toter Pinguinküken auf die kleinen Plastikteilchen."

Mathilda von Wedel und Cian Knaack aus der Staufener Gruppe sind nach der Telefonkonferenz begeistert. Beide saßen mit ihrer Lerngruppe zuhause am Telefon. "Wir waren ganz schön nervös, aber ich hatte mir das Gespräch genau so vorgestellt. Es war echt interessant", sagt Mathilda. "Als Herr Guba erzählte, dass er später noch aufs Eis geht, war ich ziemlich neidisch." Cian fand vor allem spannend, zu erfahren, wie viele Forschungsprojekte auf der Station laufen, vom Pinguin-Observatorium über Wetter- und Unterwasserbeobachtungen bis zum Salatanbau unter widrigen Bedingungen. "Interessant war auch, welche Berufe es gibt: Geophysiker, Luftchemiker, Koch, Maschineningenieur und so weiter."

Die Science Days funktionieren auch digital, keine Frage. Knapp fünf Wochen lang gibt es noch viel zu entdecken.
Die Science Days online: https://2020.science-days.digital
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