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Selbstorganisiert und ohne Erwachsene die Welt verändern

  • Charlotte Nüsing, Klasse 9b, Deutsch-Französisches Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg haben in diesem Schuljahr am Nachhaltigkeitsprojekt Freiday teilgenommen .

Ein Obdachloser isst im Essenstreff in...chen beim Projekt Freiday behandelten.  | Foto: Michael Bamberger
Ein Obdachloser isst im Essenstreff in Freiburg. Obdachlosigkeit war eines der Themen, das die Jugendlichen beim Projekt Freiday behandelten. Foto: Michael Bamberger
Wieso können immer nur Erwachsene etwas in der Welt verändern? Wieso bekommen Kinder und Jugendliche nie die gewünschte Aufmerksamkeit, um etwas zu verändern? Kinder sind doch mindestens genauso kreativ und unternehmungslustig. Meine Schule, das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg, nahm dieses Schuljahr an einem Projekt teil, bei dem nur die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund standen, ohne Hilfe von Erwachsenen. Dieses Projekt heißt Freiday.

Freiday ist ein Lernformat beziehungsweise ein Modul, bei dem Schüler Zeit bekommen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Sie können selbst entscheiden, was sie machen und wen sie unterstützen wollen. Das Grundziel des Ganzen ist, die Welt zu verbessern, sie nachhaltiger zu machen und sich eine schöne Zukunft zu sichern. Mittlerweile beteiligen sich daran über 80 Schulen mit ungefähr 7800 Schülerinnen und Schülern in Deutschland.

Jede Schule kann selbst entscheiden, wie viele Klassen und Schüler sie mitmachen lässt. Es gibt sogar schon erste Klassen, die teilnehmen. An unserer Schule bringen sich zwölf Klassen mit 370 Schülerinnen und Schülern in Freiday ein. Guillaume Chevallier, französischer Chemielehrer der Schule, hat das Projekt an unsere Schule gebracht. Ihn begeisterte die Idee, dass Schülerinnen und Schüler selbst Projekte entwickeln und dabei selbstständig arbeiten. Er erklärte mir jedoch auch, dass das selbstständige Arbeiten es schwieriger machte, alles zu organisieren und zu realisieren. Das Ziel der Organisatoren von Freiday ist, 13 500 Schulen von insgesamt 40 000 in Deutschland zu erreichen und dazu zu motivieren mitzumachen. So kann der Unternehmungs- und Erfindergeist schon im jungen Alter gestärkt werden. Und je mehr Schulen mitmachen, desto größere Veränderungen kann es geben.

Wie lief das nun alles ab? Erstmal mussten alle Lehrkräfte informiert und eingeführt werden, doch wie Guillaume Chevallier mir sagte, wollten nicht alle Lehrer Unterrichtszeit abgeben. Später wurde auch uns erklärt, was Freiday eigentlich ist und was wir machen können. Dann stimmte unsere Klasse ab, ob wir überhaupt mitmachen wollten, denn es sollte uns natürlich auch Spaß machen. Uns wurden zwei Schulstunden pro Woche zur Verfügung gestellt, in denen wir alles organisieren konnten. Jede Woche wurde ein anderes Fach dafür ausgelassen, damit man so wenig wie möglich Schulstoff verpasste. Dann ging es auch schon los. Anfangs überlegten wir uns, in welchem Bereich wir etwas organisieren wollten, wie zum Beispiel Umweltschutz, Gleichberechtigung oder Armut. Es bildeten sich Gruppen, teilweise auch mit Schülern aus anderen Klassen, die die gleiche Idee hatten. Es gab Projekte von Kinder in Armut, über Obdachlosenhilfe, Partnerschaften oder Spendenaktionen bis zu Street-Art für Gleichberechtigung.

Um auf unsere Projekte aufmerksam zu machen, erstellten wir Plakate und Instagram-Accounts. Trotzdem war es schwierig, seine Ideen zu publizieren, da die meisten es nicht ernst nehmen, wenn nur Kinder etwas organisieren. Außerdem gab es so viele Projekte, dass nur wenige Gruppen die gewünschte Aufmerksamkeit bekamen. Leider wurde vor ungefähr zwei Monaten Freiday an unserer Schule beendet. Daher konnten nur wenige Projekte verwirklicht werden. Nur vereinzelte Schüler führen ihre Projekte weiter.

Das Problem war, dass viele die Zeit nicht nutzten und das Projekt nicht ernst nahmen. Ein anderes Problem sahen manche darin, dass Unterricht verpasst wurde. Allerdings ist ein Fach pro Woche nicht sehr viel und man sammelt bei Freiday Erfahrungen, die einen im Leben weiterbringen. Ist ein Lehrer krank, verpasst man auch Unterricht, also dürfte dies kein ausschlaggebendes Argument sein.

Guillaume Chevallier hätte sich gewünscht, dass mehr Projekte realisiert worden wären, wobei er alles andere als enttäuscht ist. Er würde es gerne nochmal machen, dann ein bisschen anders. Allgemein ist Freiday ein sehr gutes Projekt, bei dem Kinder und Jugendliche ihrer Kreativität freien Lauf lassen können und ihnen kein Erwachsener dazwischenredet. Sie bekommen Lust, anderen zu helfen und sich für die Welt einzusetzen, ohne ihre Freizeit dafür aufwenden zu müssen. Sie lernen, selbstständig zu organisieren und Projekte auf die Beine zu stellen. So sind sie gut für das Leben vorbereitet.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. April 2022: PDF-Version herunterladen

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