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So ernsthaft, so leicht

  • Sascha Westphal

  • Do, 02. März 2017
    Kino

JUGENDDRAMA: "Little Men".

Barbieri, Taplitz  | Foto: Salzgeber
Barbieri, Taplitz Foto: Salzgeber
Der glücklose Schauspieler Brian (Greg Kinnear) gibt sich die größte Mühe, seinem13-jährigen Sohn Jake (Theo Taplitz) ein guter Vater sein. Auch in der Hoffnung, dass Jake, ein talentierter Zeichner und Maler, einmal den Erfolg hat, der ihm verwehrt blieb. Aber das schmälert die Bedeutung der Gespräche zwischen Brian und Jake keineswegs. Schließlich hat alles im Leben verschiedene Seiten, die zusammengehören und sich doch widersprechen können. Genau darum geht es Ira Sachs in "Little Men": Die Gegensätze müssen nicht versöhnt werden.

Einmal erzählt Brian dem Sohn von der Rolle, die er gerade probt. Er wird den Trigorin in einer kleinen Off-Produktion von Anton Tschechows "Die Möwe" spielen. Auch so ein Mann, dem die Kraft fehlt, das Richtige zu tun. Als Brian die Beziehungsverhältnisse in dem unendlich traurigen und doch auch komischen Stück erklärt, fasst Jake sie mit dem Adjektiv "kompliziert" zusammen. Der Vater korrigiert sanft: "komplex". Damit beschreibt er zugleich auch den Film selbst. "Little Men" durchweht tatsächlich der Geist Tschechows. Tragisches und Komisches, Banales und Weltbewegendes fließen ineinander, durchdringen sich.

Als Brian ein Haus in Brooklyn erbt, zieht die Familie von Manhattan an das andere Ufer des East River. Dort lernt der introvertierte Jake den gleichaltrigen Tony (Michael Barbieri) kennen, der ein komplett anderes Temperament hat. Bald sind die beiden unzertrennlich, geraten damit aber zwischen die Fronten ihrer Eltern: Tonys Mutter ist Brians Mieterin. Ira Sachs erzählt von ihrer Freundschaft mit einer Ernsthaftigkeit und zugleich mit einer Leichtigkeit, die die Magie dieser besonderen Beziehung perfekt einfängt. Mehrmals saust die Kamera mit Jake und Tony durch die Straßen Brooklyns.

Die beiden bewegen sich in ihrer eigenen Welt, die Sachs durchaus als Paradies der Jugend inszeniert, und doch schwingt die Veränderung, die auf die zwei wartet, auch in diesen Szenen immer mit. Brooklyn befindet sich in einer Phase des Übergangs. Und wie meist in der Realität der Erwachsenen geht es dabei um Geld. Die Verhältnisse sind komplex. Jeder trägt seine eigene Schuld und will doch eigentlich das Beste. Es ist zum Lachen und zum Verzweifeln. (Läuft in Freiburg, ohne Alterslimit)

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 02. März 2017: PDF-Version herunterladen

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