Stiftung als Lebensaufgabe
Heinz-Wolfgang Spranger wollte sich nicht bloß zur Ruhe setzen. Stattdessen hat sich der Gemeinderat ein Projekt für die zweite Lebenshälfte gesucht: die Bürgerstiftung Ballrechten-Dottingen.
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Für das Kapital der Stiftung setzt er vor allem auf dividendenstarke Papiere. "Im großen Umfang habe ich auf Einzelaktien gesetzt." Kleinere Rückschläge nimmt er dabei in Kauf. "Als Trump mit den Zöllen anfing, war es gut, nicht reagiert zu haben", sagt er und fügt hinzu: "Es geht darum, Ruhe zu bewahren und abzuwarten, bis es sich nivelliert hat." Auch eine Anlage bei dem nahegelegenen Bohrerhof, der ein Hotel erbaute und dafür Kapital benötigte, war erfolgreich, so Spranger. Eine weitere Anlage soll kein Geld in die Kasse spülen, sondern etwas für die Umwelt tun: Die Bürgerstiftung hat zwei Grundstücke, eines davon ist eine Bienenwiese, welche die Stiftung bewirtschaftet. Am Rand dieser Bienenwiese ist eine Trockenmauer, die nun saniert wird – als Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Kostenpunkt: 119.000 Euro. Da musste auch Spranger erst einmal schlucken. Aber nicht lange. Statt die Sanierung zu streichen, machte er sich auf die Suche nach Geldgebern. Mit Erfolg. Nun wird eine Förderung fließen von der Stiftung Naturschutz-Fonds. "Sie zahlen 90 Prozent, sodass für uns 12.000 Euro übrig bleiben – das schaffen wir."
Daneben haben aber auch großzügige Spenden das Stiftungskapital gemehrt. Und die Ausschüttungen sind deutlich gewachsen: 2023 und 2024 lagen sie bei jeweils mehr als 20.000 Euro. "Das muss man erstmal erwirtschaften oder als Spenden und Zuwendungen reinholen", sagt der Vorsitzende der Bürgerstiftung.
Zu den großzügig finanzierten Projekten gehört "Mus-e", ein Schulprojekt, das an der Sonnenbergschule für große Begeisterung gesorgt hat. "Mus-e" ist ein Programm für Persönlichkeitsentwicklung, initiiert vom 1999 verstorbenen Stargeiger Yehudi Menuhin. In Ballrechten-Dottingen richtete sich das Programm an die Dritt- und Viertklässler.
Um den Profi-Unterricht mit Künstlerinnen zu finanzieren, holte Spranger gleich mehrere weitere Stiftungen mit an Bord. "Man muss da hinterher sein", so Spranger, der einräumt, dass die kreativen Ideen und die zur Finanzierung von ihm selbst stammen. Einzelkämpfer ist er aber nicht: "Danach gibt es das grüne Licht vom Vorstandsgremium."
Das Grundrezept Bürgerstiftung ist generell, das zu machen und anzubieten, was die Kommune nicht leisten kann. "Eine Bürgerstiftung darf keine Pflichtaufgaben der Gemeinde übernehmen", erklärt Spranger. Was die Stiftung anbietet, ist etwa das Nachbarschaftsauto. Mit diesem sollen vor allem ältere, wenig mobile Menschen zum Arzt etwa oder zu einer Therapie gebracht werden. Den Fahrerpool gibt es bereits, aber es sollen noch mehr werden. In eine ähnliche Richtung geht der Einkaufsservice, den die Bürgerstiftung zusammen mit einem Händler anbietet. "Das funktioniert, könnte aber noch besser sein."
Der 72-jährige Spranger ist aufgewachsen in Ansbach. Und den mittelfränkischen Zungenschlag hat er über all die Jahre, die er für die Bundeswehr in ganz Deutschland und sogar in den Niederlanden eingesetzt war, nicht ganz abgelegt.
Ursprünglich wollte er Medizin studieren, daraus wurde Jura und nach drei Semestern ereilte ihn der Ruf der Bundeswehr. Zweimal war er in Bremgarten stationiert, so kam die Verbindung nach Ballrechten-Dottingen, wo der zweifache Familienvater zusammen mit seiner Frau Elisabeth 1991 baute. 1994 wurde er für die CDU erstmals in den Gemeinderat gewählt. Dort ist er noch immer vertreten – längst als Stellvertreter des Bürgermeisters. Letzte Station und Höhepunkt seiner Karriere war die als Pressestabsoffizier in Stuttgart. Und übrigens: Schöffe war er auch, gleich zehn Jahre lang.
Kontakte jedenfalls hat er reichlich. Das schlägt sich nieder, wenn die Bürgerstiftung Vortragsveranstaltungen anbietet: Von Extrembergsteiger Robert Jasper bis zum Unternehmer Martin Herrenknecht. Und jedes Mal klingelt die Kasse – ganz im Sinne von Heinz-Wolfgang Spranger.