Stützpunktarbeit und Talentsichtung gibt's auch für Kickerinnen
Kühl ist es und Nieselregen kommt runter. Wer will da schon raus? Die Kickerinnen vom Mädchen-Stützpunkt Freiburg!
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Auf dem Sportplatz der Sportfreunde Eintracht Freiburg an der Fischermatte in Betzenhausen spielen sie jeden Montag – bei jedem Wetter. Gegen 18 Uhr macht die jüngere Gruppe der Elf- bis 13-Jährigen schon ihr Abschlussspiel, während die Spielerinnen der älteren Gruppe langsam eintrudeln.
Aber so viele? Die Zahl der fußballbegeisterten Mädchen nahm in Deutschland rasant zu, denn die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft war 2001 im eigenen Land Europameister geworden. Die zwölf Nachwuchsstützpunkte wurden auch in Südbaden von Mädchen gestürmt. "Da haben wir vom Südbadischen Fußballverband reagiert und gesagt, wir brauchen eigene Mädchenstützpunkte, um die Mädchen in der Breite zu sichten", erklärt André Malinowski, der für die Talentförderung an allen Stützpunkten zuständig ist.
2006 bekamen die Mädchen ihre eigene Förderung – mit Koordinatorin, sechs Stützpunkten (Baden-Baden, Bodensee, Freiburg, Hochrhein, Offenburg und Schwarzwald), Sichtungstagen, regelmäßigem Training und Lehrgängen. Gut 40 Juniorinnen trainieren in der laufenden Spielzeit am Stützpunkt Freiburg, jeweils zehn aus den Jahrgängen 2000 bis 1997 sowie einige Auswahlspielerinnen, die etwas älter sind. Sie kommen aus etwa zehn Vereinen im weiträumigen Bezirk Freiburg (von Rheinhausen, Freiamt, Elzach bis Neuenburg).
"Wir spielen hier mit besonders guten Mädchen zusammen und machen auch andere Übungen als im Verein", erklärt die 15-jährige Julia Meyer aus Endingen. Die Mittelfeldspielerin beim SC Freiburg kommt seit vier Jahren her, zusätzlich zum Vereinstraining, und spielt inzwischen – wie die meisten hier – in der Südbadischen Auswahl. Susanne Gockel und Ailine Selinger, beide 14, sind auf diesem Platz zu Hause, denn ihr Verein heißt Sportfreunde Eintracht. "Davor habe ich in Breisach gespielt, erst bei den Jungs, dann bei den Mädchen", erklärt Ailine. Das Aufwärmen vorm Training beginnt, die Juniorinnen stürmen auf den Platz.
Die Mädchen werden für die Teams der Südbadischen Auswahl ausgebildet – und als zukünftige Nationalspielerinnen. Erwartet wird: Wille, Ehrgeiz und Engagement. "Aber Fußball darf nie Druck sein," sagt Trainerin Katja Bornschein, selbst ehemalige Nationalstürmerin, "Fußball muss Spaß machen." Zusammen mit Saskia Koger, auch sie eine frühere SC-Freiburg-Spielerin, leitet sie das Training in Freiburg: "Wir fördern die Mädchen in ihrer sportlichen Entwicklung, aber natürlich auch als Mensch." Bei den Übungen zu Technik, Koordination und Spielformen geht es immer auch darum, wie man sich in der Gruppe verhält.
Bornschein und Koger sind Honorartrainerinnen; zu der reinen Trainingszeit kommen die Vorbereitung plus Elterngespräche, Sichtungstermine und Spiele, etwa sechs Stunden pro Woche, schätzt Katja Bornschein, die seit einem Jahr mit B-Trainerlizenz am Stützpunkt tätig ist und hauptberuflich als Verwaltungsfachangestellte bei der Caritas Freiburg arbeitet. Saskia Koger, die seit zwei Jahren hier Trainerin mit C-Lizenz ist, studiert an der Katholischen Hochschule Freiburg Soziale Arbeit. Koordinatorin Anna Bornhoff vom Südbadischen Fußballverband an der Schwarzwaldstraße in Freiburg betreut den Stützpunkt organisatorisch.
Die zweite Trainingsgruppe hat sich auf dem Platz verteilt und Trainerin Koger hat das Wort: "Wir üben jetzt An- und Mitnahme sowie das Passen und die Auftaktbewegung bei der Ballannahme. Also, nicht da stehen und warten bis der Ball kommt, sondern sich zwei, drei Schritte vom Gegner lösen, und dann wieder schräg entgegen gehen und den Ball in Laufrichtung an- und mitnehmen." Für jede Spielerin ein Ball, den Part der Gegenspielerin mimt ein Plastikkegel, und los geht’s. Die Aktion wird mit einem zehn-Meter-Pass zur Mitspielerin abgeschlossen. Und ständig wiederholt. Dabei hört sogar der Regen auf.
"Man muss nicht immer die Beste sein, um ins Stützpunkttraining zu kommen", erklärt Koger. "Wir achten beim jährlichen Sichtungstag darauf, wie sich die Mädchen präsentieren – von der Technik, vom Spielverständnis – und vor allem, was für ein Potenzial sie mitbringen". Im Sommer 2012 kommen zehn Elfjährige dazu und der älteste Jahrgang verabschiedet sich. Thea Löffler, die 15-jährige Abwehrspielerin vom SC Freiburg, ist schon auf dem richtigen Weg: Im Moment trainiert sie noch – als besondere Förderung – abwechselnd am Stützpunkt der Jungs in Hartheim. Ihre Kollegin, Anja Lepper, steht an diesem Montag bei den Jungs im Tor und auf Abruf in der Jugendnationalmannschaft der U16-Juniorinnen. Thea hat inzwischen fünf Mal die Woche Training. Ob Fußball da noch Spaß macht? "Ja, klar, weil ich im Training Freundinnen hab", sagt die Schülerin. In zwei Jahren will sie am Rotteck-Gymnasium im Stadtteil Wiehre ihr Abitur machen. Und sie hat ein weiteres, großes Ziel: Irgendwann will sie auch mal Länderspiele absolvieren!
TAG DES TALENTS 2012
Es gibt schon erfolgreiche Nationalspielerinnen aus Südbaden: Zum Beispiel die Mittelfeldspielerin Melanie Behringer aus Lörrach, die Verteidigerin Verena Faißt aus Ettenheim und die Freiburgerin Laura Benkarth, derzeit Torhüterin in der U23-Nationalmannschaft. Wer es ihnen nachtun will: DerSichtungstag im Bezirk Freiburg für Mädchen Jahrgang 2001 ist am Donnerstag, 5. Juli, Sportplatz SF Eintracht Freiburg, Fischermatte 3 (im Stadtteil Betzenhausen); Jugendleiter melden bis zum 25. Mai bis zu fünf talentierte Spielerinnen an.
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