Im Konflikt um Stuttgart 21 bestimmte oft genug der Glaube die Wahrnehmung – auf beiden Seiten. Befürworter und Gegner im Landtag sollten sich am Sonntagabend die Hand reichen, meint BZ-Redakteur Thomas Fricker.
Über Jahre haben die Befürworter von Stuttgart 21 falsch gemacht, was falsch zu machen war. Anstatt das Jahrhundertprojekt eines neuen Bahnknotens für die Landeshauptstadt als Gemeinschaftsaufgabe für Staat und Bürger zu begreifen, wurde in Hinterzimmern geplant und (vor-)entschieden: erst aus eingeübter Arroganz, später aus Angst vor dem Unmut vieler Bürger. Frühzeitige Information, Einbindung der Bürger schon in die Planung, ernsthafte Versuche, direkt Betroffene zur Mitgestaltung einzuladen – all das wurde allenfalls zum Schein betrieben. In den demokratischen Gremien, also dem Stuttgarter Gemeinderat wie dem Landtag, dominierten die Routine der Macht und die Expertise der Spezialisten. Und wenn unliebsame Entwicklungen drohten, etwa Baurisiken oder Kostensteigerungen, traten die Abwiegler in Aktion. Jüngst ...