Südbadens Winzer stehen unter Druck

Es muss nun schnell gehen bei der Weinlese. Die feuchte Witterung der vergangenen Wochen mahnt zur Eile. Trotz des Regens am Ende erwartet der Weinbauverband einen guten Jahrgang. Doch es bleiben viele Herausforderungen.  

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Die Winzer hoffen für die kommenden Tagen auf Bilderbuchwetter, so wie hier in Staufen bei der Lese. Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
Der Jahrgang 2025
Auch wenn der Regen der vergangenen Wochen den Endspurt etwas eintrübt, rechnen die Experten mit einem guten Jahrgang. "2025 war kein allzu schwieriges Jahr", sagte Rainer Zeller, der Präsident des Badischen Weinbauverbands bei der alljährlichen Pressekonferenz zu Beginn der Weinlese. Es habe keine Spätfröste und keinen Hagel gegeben. Zudem sei der trockene und heiße Frühsommer gut für die Entwicklung der Trauben gewesen und rechtzeitig habe es im Juli dann auch wieder angefangen zu regnen. Alles in allem seien es somit fast optimale Bedingungen gewesen – deutlich bessere auf jeden Fall als die im Vorjahr, als wegen des Dauerregens der Falsche Mehltau, ein gefürchteter Schadpilz, den Winzern zusetzte.

Die Marktlage
Immer noch ist die Weinwirtschaft in Baden in einer schwierigen Lage. Das Angebot übersteigt die Nachfrage deutlich, das drückt den Preis und somit den Umsatz der Betriebe. "Der Preis pro Liter ist im Keller. Deshalb werden wir Flächen verlieren und wir werden Betriebe verlieren, da führt kein Weg dran vorbei", betonte Zeller. Um der Entwicklung zumindest etwas entgegenzuwirken, bedarf es einer Reduktion der Flächen, auf denen Wein angebaut wird. Eine Möglichkeit hierfür sei das System der Rotationsbrache. Bei dieser wird einem Winzer ein Ausgleich gezahlt, wenn dieser sich bereit erklärt, einen Teil seiner Flächen für acht Jahre aus der Bewirtschaftung zu nehmen und sie naturnah umzubauen. Etwa indem Wildblumen eingesät werden. Das komme etwa Insekten und somit auch Vögeln zugute und senke das Angebot, wodurch der Preis sich stabilisieren könnte. Dafür brauche es aber ein entsprechendes Gesetz, um dann entsprechende Ausgleichsgelder zahlen zu können. "Wir wissen, dass das ein dickes Brett ist, das da gebohrt werden muss", sagte Zeller. Zumal das Überangebot kein badisches Phänomen sei. "Weltweit ist das Angebot größer als die Nachfrage", bilanzierte auch der Geschäftsführer des Weinbauverbands, Holger Klein.

Marketing-Offensive
Der schleppende Umsatz liege aber nicht nur an der schwachen Nachfrage, ist Landwirtschaftsminister Peter Hauk überzeugt, der eigens für die Pressekonferenz aus Stuttgart nach Müllheim gefahren kam. Hauk kennt die Zahlen. Es werde immer noch Wein in Baden-Württemberg getrunken – aber immer seltener stamme der auch aus der Region. Nur noch bei 40 Prozent liege der Anteil regionaler Weine. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Verbraucher zu 60 Prozent zu Weinen greifen, die nicht aus Baden-Württemberg oder die sogar aus dem Ausland stammen. Ein klares Marketing-Problem sei das, glaubt der Minister – und da möchte er gegensteuern. "Wir müssen dem Müllheimer erklären, dass er etwas für den Erhalt unserer Kulturlandschaft tut, wenn er Müllheimer Wein kauft", sagte Hauk in Anspielung auf den Veranstaltungsort. Hauk plant deshalb, eine sogenannte parafiskalische Abgabe für die Betriebe im Land einzuführen, eine Art Zwangsabgabe, die in die Werbung für den heimischen Wein investiert würde. Derzeit gibt es nur eine freiwillige Abgabe von zehn Euro pro Hektar, eine Erhöhung dieser freiwilligen Abgabe auf 20 Euro wird kontrovers diskutiert. Eine verpflichtende Abgabe für alle würde aber von der Mehrheit der Winzer unterstützt, selbst wenn diese deutlich höher als die angedachten 20 Euro pro Hektar ausfalle, sagte Holger Klein. In anderen Bundesländern gebe es eine solche Abgabe schon. In Rheinland-Pfalz etwa liege sie verpflichtend bei 100 Euro pro Hektar, in Tauberfranken sogar noch deutlich darüber.

Hauk ist sich einer zügigen Abstimmung im Landtag hierzu sicher. Noch in dieser Legislaturperiode soll die Abgabe gesetzlich verabschiedet werden, betonte Hauk gegenüber der Badischen Zeitung. Und das, obwohl er zunächst kein Freund der Zwangsabgabe gewesen sei, schließlich würde damit ein weiteres bürokratisches Instrument eingeführt. Doch sei er inzwischen davon überzeugt, dass es ohne sie nicht gehe: "Es treibt mich um, dass wir weitere Marktanteile verlieren könnten."

Sorge vor Schädlingen
Über allem schwebt die Gefahr durch Schädlinge. Zu den bekannten Schadinsekten und Schadpilzen sei in diesem Jahr noch die Bedrohung durch die Nordamerikanische Rebzikade und noch mehr durch den Japankäfer gekommen. Letzterer habe sich noch nicht ausgebreitet, sei aber eine große Gefahr für die Weinbaubetriebe der Region. "Wir sind in Hab-Acht-Stellung", sagte Klein mit Hinblick auf die Bedrohung. Es sei eine große Unsicherheit bei den Erzeugern da. "Man hat in anderen Ländern gesehen, dass der Japankäfer immense Fraßschäden anrichten kann." Auch hier plädiert Hauk für eine schnelle und konsequente Reaktion. "Wir müssen hart gegenschlagen – auch mit Insektiziden. Als Erstmaßnahme scheint mir das unumgänglich." Immerhin: In diesem Jahr sei der Japankäfer noch nicht angekommen. Nur in Freiburg gab es einige Funde in der Nähe des Güterbahnhofs. Vermutlich eingeschleppte Tiere.
Schlagworte: Peter Hauk, Holger Klein, Rainer Zeller

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