Wissenschaft

Um Tierversuche im Studium ist ein Streit entbrannt

Baden-Württembergs Universitäten laufen Sturm gegen ein geplantes Landesgesetz, das Tierversuche im Studium zurückdrängen soll. Jetzt ist auch Streit in der Koalition entbrannt.  

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Auch Mäuse werden für die Lehre getötet.  | Foto: Friso Gentsch (dpa)
Auch Mäuse werden für die Lehre getötet. Foto: Friso Gentsch (dpa)
Im Regierungsvertrag haben Grüne und CDU festgehalten, dass Baden-Württemberg etwa bei der Medikamentenentwicklung derzeit noch auf Tierversuche angewiesen sei. Für die Lehre jedoch klingt das anders: "Wir begleiten die Hochschulen dabei, das Studium so zu organisieren, dass für Ausbildungszwecke keine Tiere zusätzlich getötet werden."

Die Grünen wollen dem nun näherkommen: Am Mittwoch berät der Wissenschaftsausschuss über eine Änderung im Hochschulrecht, die die Verwendung von Tieren in der Lehre grundsätzlich verbieten würde – wenn wissenschaftlich gleichwertige Methoden zur Verfügung stehen und die Berufsbefähigung der Studierenden nicht leidet.

Die Rektorenkonferenz der Universitäten im Land beklagt in einer Stellungnahme "eine zu weitgehende Beschränkung"; der Universitätsrat Hohenheim spricht gar von einer "nicht hinnehmbaren" Beschränkung der Freiheit von Forschung und Lehre. Die Studiendekane der Biologischen Fachbereiche warnen vor "dem weitverbreiteten Missverständnis", dass sich Experimente an Tieren adäquat ersetzen ließen. Ihr Sprecher, Jan Tuckermann von der Universität Ulm, kritisierte gegenüber der BZ Unklarheiten im Gesetzesentwurf. Unter anderem sei nicht eindeutig festgelegt, wer über die Gleichwertigkeit von Lehrmethoden entscheide.

Die Gremien haben alternative Formulierungen vorgeschlagen: Sie wollen eine "ethische Güterabwägung zwischen Tierwohl und notwendiger Ausbildung der Fachexpertise" festschreiben, den Einsatz von "ergänzenden" Lehrmethoden ohne Tiere "erweitern". Sätze, die Rechtsansprüche für Studierende schaffen, sollen entfallen. Die CDU-Fraktion unterstützt das Ansinnen. "Wir teilen die Bedenken der Uni Hohenheim", erklärt die wissenschaftspolitische Sprecherin Marion Gentges. Sie habe Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gebeten, die Novelle "an diesem Punkt im Sinne der Freiheit von Wissenschaft und Forschung noch zu verbessern".

Bauer lässt wenig Korrekturbereitschaft erkennen. "Die Forschung ist von der Regelung gar nicht betroffen, es geht allein um die Ausgestaltung der Lehre", erklärte sie der BZ. "Die Sorge um die Freiheit der Wissenschaft halte ich für unbegründet." Auch bei der Grünen-Fraktion stößt der Vorstoß auf wenig Verständnis. "Die CDU hat mehrfach dem jetzigen Gesetzestext in Kenntnis aller Argumente zugestimmt", sagte der wissenschaftspolitische Sprecher Alexander Salomon. Er verwies auf die Universität Freiburg, die bereits mit der Möglichkeit wirbt, Medizin, Biologie und Pharmazie ohne Tierversuche und ohne "Tierverbrauch" zu studieren. Die geplante Formulierung sehe Ausnahmeregeln vor.

Wenn es der CDU ernst ist, könnte es im Ausschuss trotzdem spannend werden: Auch die Opposition aus SPD, AfD und FDP steht hinter den Hochschulen.
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