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Nachhaltig

Umdenken lohnt sich für Unternehmen

  • Di, 16. April 2024, 11:30 Uhr
    Verlagsthema

     

Verlagsthema Schafe statt Rasenmäher, Radwerkstatt für die Belegschaft: Firmen aus Südbaden befassen sich in vielfältiger Weise mit Nachhaltigkeit – um effizienter zu werden, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern oder neuen Auflagen nachzukommen.

Nachhaltige Rasenmäher: Schafe halten ...ras am Sick-Standort in Buchholz kurz.  | Foto: Sick AG
Nachhaltige Rasenmäher: Schafe halten das Gras am Sick-Standort in Buchholz kurz. Foto: Sick AG
Der Begriff Nachhaltigkeit ist derzeit en vogue – und das betrifft auch die Unternehmen in Südbaden. Kaum ein Firmenchef, kaum eine Unternehmerin, kaum eine Führungskraft kommt umhin, sich auf die eine oder andere Weise damit auseinanderzusetzen. Dabei ist der Begriff sehr vielschichtig und nicht immer leicht zu fassen. Allerdings greift der Gesetzgeber vermehrt ein, macht Auflagen und erzwingt – zumindest bei größeren Betrieben – regelmäßige Berichte über die diesbezüglichen Anstrengungen im Unternehmen.

Persönliche Verantwortung
Eine wesentliche Motivation ist in vielen Fällen das Gefühl der persönlichen Verantwortung: "Für uns als Organisation, aber auch für weite Teile der Belegschaft auf persönlicher Ebene sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit ganz generell wichtige Themen", erklärt zum Beispiel Konrad Molz vom Vorstand der FSM AG in Kirchzarten.

Der Hersteller elektronischer Produkte mit rund 140 Beschäftigten hat sich vor gut zwei Jahren als klimaneutral zertifizieren lassen und holt auch mal einen Vertreter der Fridays-for-Future-Klimaschutzbewegung ins Haus, um zu diskutieren, inwieweit man auf dem rechten Weg ist. Quasi als Nebeneffekt bringe Nachhaltigkeit oft höhere Effizienz mit sich, weil man mit Ressourcen sparsamer umgehe, so Molz.

Staat und EU
Zugleich macht aber der Staat das Thema auch von oben zur Verpflichtung. Größere Unternehmen und auch kleine Mittelständler, sofern sie börsennotiert sind, werden von der EU im Rahmen der "Corporate Sustainability Reporting Directive", kurz CSRD, zur regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichterstattung gezwungen. "Gemäß den neuen Regeln müssen Unternehmen dem erstmals für das Berichtsjahr 2025 beziehungsweise 2026 nachkommen", sagt Jil Munga, Referentin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein.

Nachhaltigkeitsberichte
Wichtig: Nachhaltigkeit umfasst gemäß CSRD nicht nur Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch Sozial- und Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte, Bekämpfung von Korruption und Bestechung sowie Diversitätskonzepte für Führungsgremien. Bislang mussten große Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, durch die CSRD wird sich die Zahl der betroffenen Betriebe aber schätzungsweise verdreißigfachen.

Schafe bei Sick
Der Sensorhersteller Sick in Waldkirch mit weltweit mittlerweile rund 12.000 Beschäftigten bringt bereits seit einiger Zeit umfangreiche Nachhaltigkeitsberichte heraus. Im Bereich Biodiversität hat das Unternehmen sogar einen Preis beim Landeswettbewerb "Baden-Württemberg blüht" eingeheimst – unter anderem dafür, dass am Standort Buchholz nun Schafe statt Rasenmäher dafür zuständig sind, dass das Betriebsgelände nicht zuwuchert. Auch hat das Hightech-Unternehmen Nistkästen für Mauersegler an Produktionshallen angebracht und spezielle Vogelnährgehölze angepflanzt, was den Artenreichtum auf dem Firmenareal erhöhen soll.

Macht attraktiv
Ein weiteres wichtiges Motiv fürs Engagement bei Nachhaltigkeit ist die Arbeitgeberattraktivität. "Für mich ist einerseits wichtig, ganz konkret etwas für den Klimaschutz zu tun", sagt Kathrin Kleyling, Geschäftsführerin bei der Spedition Kleyling in Breisach am Rhein mit etwa 100 Beschäftigten, "zum anderen hilft es uns aber auch bei der Personalgewinnung, wenn wir uns im Bereich der nachhaltigen Mobilität engagieren." Gerade jüngere Stellenbewerber würden vermehrt aktiv danach fragen, was denn der Betrieb an Mobilitätsangeboten zu bieten hat und wie nachhaltig er ist. Bei Kleyling werden nur noch Geschäftswagen mit E-Antrieb genutzt. Geladen werden diese im Betrieb möglichst mit Strom aus der Photovoltaikanlage auf dem Firmendach. Bei den sechs Lkw arbeitet man an der Einführung eines Wasserstoff-Fahrzeugs. Allen, die mit dem Rad zur Arbeit pendeln, stehen Duschmöglichkeiten im Betrieb zur Verfügung, aber auch komfortable Abstell- und E-Bike-Lademöglichkeiten sowie eine kleine hauseigene Fahrradreparatur-Werkstatt.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Nachhaltig

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