WAHL LOKAL: Verletzt ein Schweizer Endlager den Geist guter Nachbarschaft?
FRAGE AN DIE KANDIDATEN: Die Schweiz sucht in der Region Standorte für ein Atomendlager, das betrifft auch die deutsche Seite. Wird diese angemessen eingebunden?.
"Jedes Land entscheidet autonom in wissenschaftlichen fundierten und politischen Prozessen über die Standortfrage. Grundsätzlich wäre zu prüfen, inwiefern die Transparenz der Standort-Findung auch für angrenzende Gebiete gewährleistet ist. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle prüft, welche Standorte für radioaktiven Atommüll in Frage kommen. Die Schweizer Behörden informieren uns und legen weitere Pläne zur Atomendmülllagerung offen. Eine grenzüberschreitende Umweltprüfung durch die Schweiz steht aber noch aus. Ich hoffe immer noch, dass das Atommüllendlager nicht in Grenznähe zustande kommt."
JONAS HOFFMANN
"Atomendlager müssen über tausende von Jahren Sicherheit geben. Mindestanforderungen an relativ sichere Lager sind z um Beispiel eine Mindesttiefe von 3000 Meter, unbewohnte Region, keine komplexen geologischen Strukturen und keine Erdbebengefahr. Entlang des Hochrheins werden diese Bedingungen nicht erfüllt. Ein undichtes Endlager oder ein schwerer Unfall wäre eine Katastrophe ersten Grades und würde die Menschen in der Region zu Flüchtlingen machen. SPD-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter arbeitet seit Jahren eng mit der Schweiz in diesen Themen zusammen und hat gute Arbeit geleistet. Diese fehlt etwas in unserem Wahlkreis. Hier würde ich mich gerne engagieren."
GERH. ZICKENHEINER
"Die Schweiz arbeitet nach klaren wissenschaftlichen Vorgaben mit einem gut dokumentierten Suchverfahren nach dem besten Standort. Mehrere davon liegen in Grenznähe, andere sind weiter weg. Wir wurden innerhalb des TEB ausführlich über den Suchvorgang informiert. Ich möchte den Grad der Nachbarschaftsqualität nicht an der Grenzentfernung festmachen. Das Suchverfahren ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir müssen diesen Prozess beobachten und sollten derweil unsere eigene Endlagerfrage klären. Zudem sollte Deutschland auf EU-Ebene dafür Sorge tragen, dass die Uralt-Meiler um unsere Region abgeschaltet werden, die machen mir gegenwärtig erhebliche Sorgen."
CHRISTOPH HOFFMANN
"Ich habe dieser Tage das Schweizer Zwischenlager Würenlingen besucht und mir ein Bild gemacht. Auch die deutsche Seite wird ins Verfahren eingebunden, mehr wäre natürlich besser. So präzise und pünktlich wie die Schweizer beim Gotthard Tunnel gearbeitet haben, so habe ich auch Vertrauen in deren Ingenieure beim Endlager. Am Ende steht ja zunächst eine Volksabstimmung. Insgesamt würde ich mir eine sichere, große europäische Lösung wünschen für die Endlager in entlegenen Gebieten statt in dicht besiedelten Gebieten."
DAVID TRUNZ
"Leider haben wir kaum Einfluss auf die Entscheidungen des Schweizer Souveräns. Freuen würde mich ein gemeinsames Projekt zur erneuerbaren Energieversorgung in der Nordwestschweiz, welches durch die Bundesregierung vorgeschlagen und gefördert werden sollte, um die Atomenergie und damit auch den Atommüll zu beschränken. Gemeinsam dezentrale erneuerbare Energieprojekte haben das Potenzial die schweizerisch-deutschen Beziehungen zu stärken."
WOLFGANG FUHL
"Ja, soweit mir bekannt ist Deutschland eingebunden. Wer die Schweiz verdächtigt, Standorte nur in Grenznähe zu suchen, sollte einmal einen Blick auf die europäische Landkarte und die Schweiz werfen. Jedes Endlager in der Schweiz wird in Grenznähe eines EU-Staates sein, beim geographischen Mittelpunkt der Schweiz kommt die erste Außengrenze bereits nach zirka 110 Kilometern. Jeder Standort wird zu Protesten in der Schweiz und im benachbarten Ausland führen, so wird es auch beim deutschen Endlager sein. Ich traue den Schweizer Behörden zu, den bestmöglichen Standort zu finden, auch wenn Schweizer Großstädte näher liegen wie zum Beispiel die deutsche Grenze."
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