Warren Buffett will mit 94 nicht mehr Chef sein
Sein Gespür für gute Geschäfte machte Warren Buffett zur Investoren-Legende. Mit 94 Jahren leitet er den Rückzug von der Spitze seiner Holding ein. An den Nachfolger gibt es hohe Erwartungen.
Andrej Sokolow (dpa)
So, 4. Mai 2025, 20:00 Uhr
Wirtschaft
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Der legendäre US-Investor Warren Buffett will nach mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der 94-Jährige auf der Aktionärsversammlung von Berkshire. "Die Zeit ist gekommen." Er wolle danach weiter als Berater zur Seite stehen, aber die Entscheidungen werde Abel treffen, betonte Buffett. Ins Büro werde er aber vermutlich trotzdem gehen, sagte er dem Sender CNBC.
Buffett hob sich die Ankündigung zum Abschluss seiner 60. Aktionärsversammlung bei Berkshire Hathaway auf. Die rund 40.000 Teilnehmer in der Halle in seiner Heimatstadt Omaha würdigten ihn danach mit minutenlangem Applaus. Nur seine beiden Kinder habe er vorab von seiner Absicht informiert – aber nicht Abel selbst, sagte Buffett.
Berkshire hat eine einzigartige Erfolgsgeschichte
Berkshire war ursprünglich eine kleine Textilfirma. Buffett kaufte sie in den 60er-Jahren und verwandelte sie in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um 5.502.284 Prozent gestiegen, hieß es im jüngsten Berkshire-Jahresbericht.
Die Investment-Philosophie dahinter: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett genießt als "Orakel von Omaha" Kultstatus bei seinen Fans. Die Aktionärstreffen werden manchmal auch als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichnet, in Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969, bei dem unter anderem Jimi Hendrix und The Who auftraten. Aktionäre fragen Buffett oft auch nach Rat für ihre Zukunft oder nach seiner Meinung weit über Investment-Fragen hinaus.
Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der Pralinen-Anbieter See's Candies und der Batteriehersteller Duracell. Zudem hält die Holding Beteiligungen an vielen anderen Unternehmen wie unter anderem Apple und Coca-Cola. Apple-Chef Tim Cook war am Samstag in Omaha dabei.
Kritik an Trumps Zollpolitik
Der 62-jährige Abel wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von Buffett messen lassen müssen. Der aus Kanada stammende Energie-Manager wurde schon vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger benannt. Er ist seit 1999 bei Berkshire und bekam 2018 die Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen übertragen.
Buffett dürfte Abel ein üppiges Geldpolster für Investitionen hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast 350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im Markt sehe. Abel erklärte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze unter seiner Führung nicht ändern würden.
Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett die Zollpolitik von Donald Trump – allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen. "Handel sollte keine Waffe sein", sagte er. Die USA sollten mit anderen Ländern handeln – und wenn der Rest der Welt reicher werde, "wird das nicht auf unsere Kosten sein", sondern werde auch Amerika reicher machen. Buffett warnte die USA davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen. Aus seiner Sicht wäre es "ein großer Fehler", wenn 7,5 Milliarden Leute einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsteten, wie gut es ihnen gehe. "Ich denke nicht, dass das richtig ist – und ich denke nicht, dass das weise ist."