Veranstaltung in der katholischen Akademie

Was kann man gegen (Cyber-)Mobbing tun?

Die Zahlen sind dramatisch: Über mehr als jeden 5. Jugendlichen wurden bereits beleidigende oder falsche Infos im Internet verbreitet, sagt Melanie Kabus.  

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Allein vorm PC: Jugendliche suchen Fre... werden dort mit Risiken konfrontiert.  | Foto: dpa
Allein vorm PC: Jugendliche suchen Freiräume im Internet – und werden dort mit Risiken konfrontiert. Foto: dpa

FREIBURG. Sie ist Journalistin und Medientrainerin und für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen viel an Schulen unterwegs mit Tipps für mehr Online-Sicherheit. Sie war eine von mehreren Referentinnen und Referenten bei der Tagung "Was tun bei (Cyber)Mobbing?" vom AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation an der Katholischen Akademie.

In der Runde mit Melanie Kabus sitzen vor allem Sozialarbeiterinnen und Lehrer. In irgendeiner Form ist Cybermobbing bei fast allen Thema. Eine Sozialarbeiterin erzählt, dass an ihrer Schule Schülerinnen Nacktbilder zugeschickt bekamen, die sie weiterschickten. Es sei schwer gewesen, das pädagogisch aufzugreifen: "Die Methodik fehlt."

Für Jugendliche mit Lerneinschränkung oder geistiger Behinderung gibt’s nicht mal geeignetes Infomaterial in verständlicher Sprache, kritisieren einige, die an Förderschulen arbeiten. Und viele Jugendliche, egal an welcher Schule, hätten kein Unrechtsbewusstsein, stellen mehrere fest: Sie würden sehen, dass es die Erwachsenen genauso machen wie sie – von den Eltern, die ständig am Smartphone hängen, bis hin zu den bösartigen, hetzerischen Online-Kommentaren, die sich im Netz überall finden. "Manche berufen sich auch auf die Meinungsfreiheit", erzählt ein Lehrer.

Dass es Persönlichkeitsrechte gibt, die verletzt werden können, sei dagegen den meisten unbekannt. An diesem Punkt setzt Melanie Kabus gern an – und ihre Erfahrung ist: "70 Prozent der Jugendlichen gehen bei der Androhung von Strafen einen Schritt zurück." Am Thema, was erlaubt sei und was nicht, hätten die meisten großes Interesse.

Von Cybermobbing zu erfahren ist für Erwachsene schwierig

Sie informiert über Haft- und Geldstrafen, die bei Verletzungen der Persönlichkeitsrechte fällig werden können. Dabei weist sie ausdrücklich darauf hin, dass auch vor der Strafmündigkeit mit 14 Jahren Konsequenzen drohen: Polizeiliche Vorladungen und Akten, die dauerhaft aufbewahrt würden. Außerdem könnten Abmahnungen und Unterlassungserklärungen mit Geldforderungen auch noch Jahre später beim ersten Gehalt fällig werden. Doch um gegen Cybermobbing vorgehen zu können, muss man erst mal davon erfahren: Das sei oft schwierig, weil sich Jugendliche bevorzugt in Räumen aufhalten, wo keine Erwachsenen sind, sagt Melanie Kabus.

Mobbende Jugendliche seien auf der Suche nach Macht, Aufmerksamkeit und Anerkennung oder versuchen, ihre eigenen Ängste aggressiv auszuleben. In Studien hätten 42 Prozent der Mädchen und 33 Prozent der Jungs gesagt, dass sie selbst ein Opfer von Cybermobbing kennen. 51 Prozent hätten bereits erlebt, dass Nacktaufnahmen verschickt wurden. Am häufigsten werde in hierarchischen Strukturen wie in Schulen oder am Arbeitsplatz gemobbt.

Wie erkennt man, dass jemand zum Cybermobbingopfer wurde? In Klassen verändere sich dann – genau wie bei Mobbing generell – das gesamte Klima. Die Opfer zögen sich zurück, hätten Schlafprobleme, seien niedergeschlagen, zeigten Vermeidungsverhalten oder verstärkte Anpassung. Studien zeigen, dass sie auch zehn Jahre nach den Mobbingvorfällen verstärkt an Depressionen leiden, bilanziert Melanie Kabus – entscheidend sei, dass sie Unterstützung bekämen.

Infos: Material zu verschiedenen Themen gibt’s bei der Initiative "Klicksafe" der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Kontakt: http://www.klicksafe.de
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