BZ-Serie Integration (5)
Wie die Jugendarbeit in Freiburg versucht, Flüchtlinge zu integrieren
Die Badische Zeitung hat recherchiert, wie das Miteinander von Flüchtlingen und Deutschen funktioniert. Was läuft gut? Wo gibt es Probleme? Heute: Wie Jugendliche miteinander umgehen.
Fr, 27. Apr 2018, 20:55 Uhr
Südwest
Thema: Serie-Integration
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Begonnen haben Simone Dunst und ihre Kolleginnen und Kollegen damit Ende 2015, als rund um den Stadtteil drei Wohnheime beziehungsweise Notunterkünfte für Flüchtlinge entstanden. "Uns war klar, dass wir uns ein Konzept überlegen müssen", erzählt Geschäftsführerin Daniela Mauch, "aber auch, dass wir Unterstützung brauchen." Die bekamen die Sozialarbeiter, wie sie erzählen, schnell: "Die Stadt Freiburg hat uns sehr gut unterstützt und zusätzliche Mittel freigegeben – sonst hätte es auch nicht funktioniert." Daniela Mauch und ihre Kolleginnen und Kollegen wollen kein Blatt vor den Mund nehmen. "Wenn eine Gruppe geschlossen auftritt, verdrängt sie eine andere Gruppe.
Das ist immer so und das wollten wir verhindern", sagt Michael Kullakowski-Göhner, Leiter der Jugendarbeit im Rieselfeld. Schritt für Schritt habe man damals den Treff für die Flüchtlingsfamilien geöffnet, zunächst einmal über Veranstaltungen, die explizit für Flüchtlinge organisiert wurden, zu denen aber auch "alteingesessene Jugendliche" kommen durften. "Wir wollten unseren alten Jugendlichen damit auch signalisieren: Euch wird nichts weggenommen, es kommt vielmehr etwas dazu", so Kullakowski-Göhner. Dass diese Rechnung aufgegangen ist, zeigen auch die Zahlen: Waren es 2016 noch 23,1 Jugendliche, die wöchentlich im Schnitt den für alle offenen Freitagstreff besucht haben, waren es 2017 schon 43,2.
Auch Mariam kommt regelmäßig zum Freitagstreff. Beim Mädchentreff am Donnerstag, erzählt Simone Dunst, wird sie schon als Alteingesessene wahrgenommen. "Im Vergleich zum Anfang ist das schon unglaublich, wie gut die Kinder und Jugendlichen sich hier eingelebt haben." Anfangs hätte es aber auch Schwierigkeiten gegeben. Zu oft seien Konflikte mit den Fäusten geregelt worden. Doch auch mit solchen Situationen konnten die Sozialarbeiter dank ihrer Erfahrung umgehen. "Wir haben schon lange vor den Flüchtlingen Regeln erstellt, die für alle verbindlich gelten", erzählt Kullakowski-Göhner. Erste Regel: Jeder ist willkommen. "Und weil die Jugendlichen gerne hierher kommen und nicht ausgeschlossen werden wollen, halten sie sich auch an die Regeln."
Von dieser Art der Integrationsarbeit profitiert auch Reiner Kern. Er ist als Jugendsachbearbeiter der Polizei für den Stadtteil Rieselfeld zuständig. Als Polizist sieht er in den neu dazugekommenen Jugendlichen kein großes Problem. Natürlich gebe es auch junge Flüchtlinge, die beispielsweise klauen oder gewalttätig werden, aber in den Stadtteilen, für die er zuständig ist, steche diese Gruppe nicht hervor. "Bei Flüchtlingsfamilien ist die Problematik nicht anders als bei deutschen Familie", sagt er.
Es gebe in jedem Kulturkreis Eltern, die sich zu wenig für ihre Kinder interessierten oder Jugendliche, die versuchten, sich der elterlichen Kontrolle zu entziehen. Anders sehe es da schon bei den minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen aus. "Da fehlen die Eltern als vermittelnde Instanz." Umso wichtiger sei da die gute Zusammenarbeit zwischen den Jugendhilfeträgern, dem Jugendamt und der Polizei.
Und was sagen die alteingesessenen Jugendlichen zu den neu dazugekommenen? "Wir machen eigentlich gar nicht so viel mit denen", sagt die 14-jährige Penelope im Jugendtreff, "ich habe kein Problem, wenn sie da sind." Die 18-jährige Nakisha ergänzt: "Am Anfang war es schwierig, es ist immer schwierig, wenn neue Leute dazukommen."
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