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Wie geht Demokratie ?

  • Fr, 12. August 2011
    Freiburg

Jugendliche haben Plätze für einen Skatepark gesucht – und dabei in Rollenspielen viel gelernt.

Für Skater wird’s –  wie h...m Haus der Jugend –  oft eng.     | Foto: M.bamberger
Für Skater wird’s – wie hier am Haus der Jugend – oft eng. Foto: M.bamberger

ZÄHRINGEN. Braucht Freiburg einen neuen Skatepark? Und wenn ja, wo? Anna Willmann, Sarah Kolodzie und Ellen Kühner (alle 14) sind drei der Jugendlichen von sechs Klassen vier verschiedener Schulen, die darauf in Rollenspielen Antworten suchten. Ergebnis: Ihr Favorit für einen Skatepark wäre der ehemalige Alban-Stolz-Spielplatz in Zähringen. Vor allem aber haben sie beim "Projekt Skatepark für Freiburg" mit den Studenten Sebastian Müller und David Ernst gelernt, wie Demokratie im Idealfall funktioniert.

Ganz klar: In der Realität geht’s meist verbissener zu als im Rollenspiel. Denn Anna Willmann wohnt in Wirklichkeit nicht neben dem früheren Spielplatz in Zähringen und hat keine Angst vor dem Lärm durch Skater. Ellen Kühner ist kein CDU-Stadtrat und Polizist, der es schlimm findet, dass vor dem Bahnhof illegal Jugendliche skaten. Und auch Sarah Kolodzie ist keine Skaterin, die erlebt, dass die einzigen Skateplätze im Haus der Jugend und im Rieselfeld schon belegt sind.

Darum fiel es den drei Schülerinnen des St.-Ursula-Gymnasiums leichter, sich auf Kompromisse einzulassen, als wenn sie wirklich betroffen gewesen wären. Aber sie haben sich durchaus in ihre Rollen hineingefunden. "Teilweise konnte ich dann schon verstehen, dass eine ältere Anwohnerin Angst vor einem Skatepark hat", sagt Anna Willmann. Nicht nur wegen des Lärms, sondern auch davor, dass etwas demoliert wird: "Gerade wenn man schon mal erlebt hat, dass einem etwas kaputt gemacht wurde, macht das misstrauisch." Gleichzeitig aber – und das erkannte sie aus ihrer Distanz deutlich – sind einige solche Ängste einfach nur Vorurteile. Die verschwinden am besten, wenn man ins Gespräch kommt, und das ist bei den Jugendlichen passiert. Dabei entstanden Ideen für Kompromisse: Zum Beispiel zeitlich begrenztes Skaten bis 20 Uhr oder eine Beteiligung der Skater beim Bau des Skateparks.

Auf Ellen Kühner, die den CDU-Stadtrat spielte, sind besonders viele Leute mit unterschiedlichen Interessen zugekommen: "Das hat mich ein bisschen überfordert", sagt sie und lacht. Neu war für alle, wie der Ablauf hin zu einer Entscheidung aussieht. "Ich wusste nicht, dass die Anwohner so viel mitreden können", sagt Anna Willmann – denn für die Studenten Sebastian Müller und David Ernst gehörte eine Bürgeranhörung ganz klar mit dazu. Die beiden studieren an der Pädagogischen Hochschule Realschullehramt, eines ihrer gemeinsamen Fächer ist Politik. Sebastian Müller wusste aus seinen Zeiten als einstiger Stadtrat bei "Junges Freiburg", dass die Suche nach einem weiteren Skatepark schon lange ein Thema ist. Und eines, das vielen Jugendlichen nahe ist, selbst wenn sie, wie Anna Willmann, Sarah Kolodzie und Ellen Kühner selbst nicht skaten. Komplett gegen einen Skatepark waren die wenigsten beim Rollenspiel. Das entspricht nach Sebastian Müllers Einschätzung der Stimmung in der Stadtverwaltung, die Offenheit gegenüber dem Wunsch signalisiere. Von dort kamen Vorschläge für Orte – neben dem früheren Alban-Stolz-Spielplatz auch der einstige Rollsportplatz im Dietenbachpark in Weingarten und eine Fläche zwischen dem Bürgerhaus Zähringen und der Bahnlinie. Oder ein Platz vor dem Jugendzentrum St. Georgen, für den sich eine der sechs Klassen aussprach. Die anderen waren für den früheren Alban-Stolz-Spielplatz. Dort erwarten die Jugendlichen am wenigsten Lärmprobleme.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 12. August 2011: PDF-Version herunterladen

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