Früher saßen im Europaparlament nur Pro-Europäer, heute demonstrieren dort mit Vorliebe Nationalisten ihre Macht. Beobachtungen einer Straßburger Sitzungswoche.
Dort, wo die Ill und der Rhein-Marne-Kanal zusammenfließen, lässt sich mit eigenen Augen sehen, was mit dem Satz gemeint ist, das europäische Haus sei nicht fertiggebaut. Hinter einer kraftvollen, kühl-distanzierten Glasfassade erhebt sich ein Turm aus Stein, Stahl und Fensterfronten 60 Meter in die Höhe. 1999 ist das Europaparlament hier eingezogen, ins nach mehreren Jahren Bauzeit fertiggestellte Louise-Weiss-Gebäude in Straßburg – wobei, fertig im Sinne von zu Ende gebaut ist es nicht.
Im Plenum tobt kurz vor der Europawahl ein Kulturkampf
Schon von Weitem, aber auch aus dem imposanten Innenhof betrachtet sind die absichtlich gelassenen Lücken und Löcher oben in der Fassade augenfällig. Der EU, der Unvollendeten, wurde hier ein architektonisches Symbol errichtet. Drinnen, im Plenum, tobt kurz vor der Europawahl ein Kulturkampf zwischen denen, die die Lücken und Löcher stopfen wollen, um die Gemeinschaft zu vollenden und denen, die sie rückbauen wollen, um das Glück der Bürger im Nationalen zu suchen.
Jörg Meuthen im Interview: "Wir wollen keine Vereinigten Staaten von Europa"
Oben, im 12. Stock ...