Ausflugstipp

Wildbienenpfad in Vogtsburg führt durch die üppig blühende Natur

Silke Kohlmann

Von Silke Kohlmann

Fr, 26. Mai 2023 um 11:55 Uhr

Vogtsburg

Kaiserstuhl mal anders: Bei Oberrotweil dominieren nicht Wein und Rebterrassen, sondern Früchte und Blumen. Und es fühlt sich eine Menge kleiner Bewohner wohl. Auf der Spur von Wildbiene Wanda.

Die Wiesen zu unserer Linken erfüllt ein Summen und Brummen. Das Gras wurde lange nicht mehr gemäht, langstielige Margeriten strecken ihre Köpfe empor, dazwischen verteilen sich die kleinen gelben Blüten der Wiesen-Platterbse und sind dort – im Hintergrund – nicht die rosa Blüten eines Knabenkrauts zu erkennen?

385 Arten von Wildbienen leben im Kaiserstuhl

Wir sind auf dem Wildbienenpfad Vogtsburg unterwegs – und erleben den Kaiserstuhl mal von einer anderen Seite. Im Gewann Ellenbuch bei Oberrotweil dominieren nämlich nicht Wein und Rebterrassen. Hier wachsen viele verschiedene Früchte und Beeren, Streuobstbäume wechseln sich mit Blumenwiesen und Schilf ab. Und es fühlt sich eine Menge kleiner Bewohner wohl: Wildbienen. Mit 385 unterschiedlichen Arten ist der Kaiserstuhl die wildbienenreichste Region Deutschlands.

Mit einer von ihnen machen wir uns auf den Weg: Wildbiene Wanda begrüßt Kinder und Erwachsene schon an der ersten Station. Aber huch! "Warum ist die Biene denn blau?" Das können wir auf der Infotafel direkt nachlesen: Wanda ist eine blau-schwarze Holzbiene, die ihre Nester in das morsche Holz alter Obstbäume nagt. Ob wir unterwegs wohl eine echte Holzbiene entdecken können? Im Moment ist das Gras zu hoch, um im Dickicht der Stängel etwas zu sehen – und betreten dürfen wir eine Wiese im Naturschutzgebiet natürlich nicht. Also rasch losgelaufen.

Kinderspaß: Ein Meer aus Pusteblumen

Zunächst geht es auf geteerter Strecke Richtung Süden. In der Böschung rechts des Wegs blüht der zarte weiße Milchstern, weiter oben leuchten Mohnblüten, immer wieder von kräftigen Windstößen durchgeschüttelt und zerzaust. Wir nähern uns den ersten Streuobstwiesen. Kleine Apfelbäume tragen letzte Blüten, die kräftigen Kirschbäume haben schon winzige grüne Früchte. Aber auch Mandelbäume gedeihen hier, Aprikosen und Quitten, Stachel- und Johannisbeeren. Zwischen den wenigen Rebstücken breitet sich ein Meer aus Pusteblumen aus. Da müssen die Kinder natürlich zugreifen! Bald wandern wir in einem Wirbel aus winzigen Löwenzahn-Fallschirmen weiter.

Jetzt erreichen wir ein Schilf-Gebiet – und lernen, dass Bienen nicht nur Blüten und Wiesen lieben. Die Schilfstängel-Maskenbiene etwa nistet nur im Schilf – und auch nur, wenn zuvor die Schilfgallfliege mit ihrer Eiablage in den Stängeln dessen Wuchs verändert hat. Puh, da müssen aber ganz schön viele Komponenten zusammenkommen, um dieser besonderen Biene ein Zuhause zu bieten. Hinter dem Schilf türmen sich die Terrassen jenseits von Oberrotweil aufeinander, oben ist die Mondhalde mit ihrem Pavillon zu erkennen. Und was hören wir? Ein lautes Ziegen-Meck-Meck. Gleich nebenan haben vier dunkelbraune Ziegen ihr Zuhause, zupfen ein wenig Gras und meckern zu uns herüber.

Knifflige Aufgabe: Blüten in allen Farben des Regenbogens finden

Unser Weg zieht sich nun nach Osten und trifft an der Weggabelung erneut auf ein Blütenparadies: eine Wiese, eingesät mit regionalem Saatgut, das allen Arten von Insekten Nahrung bietet. Und diese Insektenvielfalt macht die Wiese wiederum für andere Bewohner attraktiv: Fledermäuse, Eidechsen und viele Vogelarten. Hier bekommen Kleine und Große eine knifflige Aufgabe gestellt: Findet Blüten in allen Farben des Regenbogens! Natürlich nur mit den Augen. Knallroter Mohn und gelber Wiesenpippau – gefunden. Grüne Stängel – massenhaft. Violette Wicken und Kleeblumen – check! Orange und Blau – puh, da wird es schwierig. Vielleicht müssen wir dazu einfach zu einer anderen Jahreszeit wiederkommen.

An der Weggabelung mit Station Nummer drei hat man die Wahl: Entweder geht man den rechten Weg, der leicht bergan in die Reben und Hohlgassen führt und nimmt auf der großen Runde alle Stationen des Themenpfads mit, oder man kürzt nun ab, wählt den kinderwagentauglichen Weg linker Hand. Auf beiden Wegen sollte man eines nicht verpassen: den kleinen Abzweig zu Station 9 am Ortsrand von Oberrotweil. Dort lernt man nämlich, auch aus dem eigenen Garten ein kleines Paradies für Wildbienen zu gestalten.
Wildbienenpfad

Strecke: kurze Runde 2,3 km, lange Runde 5,5 Kilometer.
Startpunkt: Quelle-Parkplatz, Hauptstraße Oberrotweil (der Flyer weist weitere Möglichkeiten aus), in die Ellenbuchstraße starten
Hinweis: Die kleine Runde ist kinderwagengeeignet, bei der großen ist eine alternative Wegführung Familien mit Kinderwagen ausgewiesen.
ÖPNV: Vogtsburg-Oberrotweil ist auch mit Bahn oder Bus über Breisach am Rhein gut zu erreichen.