"Wir beehren uns, Sie einzuladen"

Die Grundschule Tumringen wird 100 Jahre alt / Lehrer und Schülern stöbern in der Vergangenheit  

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Cornelia Huber, 100 Jahre Jubiläum Grundschule Tumringen  | Foto: Sarah Nagel
Cornelia Huber, 100 Jahre Jubiläum Grundschule Tumringen Foto: Sarah Nagel
LÖRRACH. Vor 100 Jahren hat sich der Gemeinderat "beehrt", die Stadtbevölkerung zur Einweihung der neuen Tumringer Schule einzuladen. In diesem Jahr feiert die Grundschule Tumringen ihren 100. Geburtstag. Lehrer und Schüler stöbern dafür in der Vergangenheit – und haben bereits jetzt spannende Entdeckungen gemacht.

Vor 102 Jahren schrieb ein Handwerker an den "verehrlichen Tumringer Gemeinderat", ob er auf dessen gefällige Berücksichtigung seines Anerbietens hoffen dürfe. Das Anliegen des Zimmermanns: Er wollte die neue Tumringer Schule bauen.

Zwei Jahre später, im Sommer vor hundert Jahren, lädt der Gemeinderat zur Feier an der neuen Schule: "Wir beehren uns, Sie zu der am Sonntag, den 17. Oktober, stattfindenden Einweihung des neuen Schulhauses freundlichst einzuladen", heißt es in dem Schreiben, das Schulleiterin Cornelia Huber wie das des Handwerkers vom Stadtarchivar bekommen hat. Zum 100. Geburtstag ihrer Schule werden sich alle Schüler und Lehrer in den kommenden Monaten mit der Geschichte befassen und am 3. und 4. Juli ein Riesenfest für alle Interessierten geben. Für die Ausstellung, die nebenher laufen soll, sammelt Huber schon jetzt. Zu ihren Schätzen gehören außer Schreiben und Zeitungsartikeln zum Beispiel ein Klassenfoto, das der Großvater einer Schülerin aufgehoben hat. Oder das Verordnungsblatt des großherzoglichen Oberschulrats: "Das ist etwa das, was wir heute vom Kultusministerium bekommen", erklärt Huber. Bereits damals sei von Konzepten die Rede gewesen, die heute wieder "neu" entdeckt werden, sagt sie lachend.

Ihr Lieblingsstück aber ist die Urkunde, deren Original in einer Kupferdose hinter dem Schlussstein mit Jahreszahl über dem großen Schuleingang eingemauert ist. Darin steht etwa, dass die neue Schule gebraucht wurde, weil Tumringen wegen der Industrialisierung so schnell gewachsen war. 1907 hatte Tumringen 1068 Einwohner, davon 209 Schüler. Huber ist ganz aufgeregt, wenn sie versucht auszurechnen, wie viele Kinder eine Familie damals gehabt haben musste.

Die Schulleiterin kennt das nicht von sich, dass sie sich für Geschichte interessiert. "Aber wenn es einen direkt betrifft, ist das ganz anders", sagt sie. Ihr sei es wichtig, den Kindern die Entwicklung der vergangenen hundert Jahre aufzuzeigen – vom Kaiserreich über die Kriege bis jetzt.

Zur Einweihung vor hundert Jahren trafen sich die Festleute beim alten Schulhaus, in dem heute die Volksbank ist, liefen zum neuen und feierten dann in zwei Gruppen: Die Schulkinder wurden in der Wirtschaft "Zum Mättle" bewirtet, abends um 20 Uhr gab es für die Großen ein Bankett im Gasthaus "Zum Frieden". Beim Fest im Juli sieht das anders aus: Am Freitagabend gibt es einen Festakt, am Samstag wird den ganzen Tag gefeiert und am Sonntag findet ein ökumenischer Gottesdienst im Schulhof statt. Und das Wichtigste: "Wir feiern alle zusammen", sagt Huber lachend. Der höfliche Handwerker, der sich so um die Gunst des "verehrlichen Gemeinderats" bemüht hatte, hat den Job übrigens nicht bekommen.

Die Schule sucht noch Klassen- und Schulfotos, Griffel, Tintenfässer, Schulhefte und -kleidung und Geschichten von früher. Alle Besitzer erhalten ihre Gegenstände wieder zurück, die Ausstellung wird zu den Öffnungszeiten bewacht. 07621-3288, [email protected], GS Tumringen, Freiburger Str. 310, 79539 Lörrach

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