BZ-Interview
Wolfram Wette wird Waldkircher Ehrenbürger – und hatte nicht nur leichte Zeiten

"Ein hochsensibles Konfliktthema": Wolfram Wettes Forschungen über einen Waldkircher NS-Verbrecher kamen nicht bei jedem gut an. Jetzt wird der Historiker Ehrenbürger der Stadt im Elztal.
Wolfram Wette hat sich 50 Jahre lang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Waldkirchs beschäftigt. Auf Grundlage seiner Forschung hat sich die Stadt damit auseinandersetzen müssen, dass einer der Haupttäter der NS-Zeit aus ihrer Mitte kam. Am Sonntag wird Wette für sein Engagement zum Ehrenbürger ernannt. Was das für Wette bedeutet, hat er Felix Lieschke im Interview erklärt.
"Ich kenne mich mit den Fakten recht gut aus. Aber es gibt einige psychologische Phänomene in dem Kontext, die für mich bis heute schwer zu verstehen sind." Wolfram Wette BZ: Herr Professor Wette, Sie haben sich 31 Jahre lang mit dem aus Waldkirch stammenden NS-Verbrecher Karl Jäger beschäftigt. Hätten Sie damals gewusst, was auf Sie zukommt, hätten Sie Ihren Text 1989 veröffentlicht?
Wette: Gegenfrage: Hätte man den Fall Jäger unter den Teppich kehren sollen? Ja, es war und ist richtig, dass ich mich nicht habe einschüchtern lassen. Die Erforschung der Judenmorde in Litauen unter der Verantwortung Jägers war notwendig und richtig. Im Übrigen habe ich mich bereits seit meinem Zuzug nach Waldkirch im Jahre 1971 mit der lokalen NS-Geschichte beschäftigt. In den 1970er-Jahren war ich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, in den 80er Jahren war ich Vorsitzender der Stadtratsfraktion. Schon in dieser Zeit kamen geschichtspolitische Themen hoch. Beispielsweise der 1934 ausgestellte Ehrenbürgerbrief für den NSDAP-Gauleiter Robert Wagner, der ...
"Ich kenne mich mit den Fakten recht gut aus. Aber es gibt einige psychologische Phänomene in dem Kontext, die für mich bis heute schwer zu verstehen sind." Wolfram Wette BZ: Herr Professor Wette, Sie haben sich 31 Jahre lang mit dem aus Waldkirch stammenden NS-Verbrecher Karl Jäger beschäftigt. Hätten Sie damals gewusst, was auf Sie zukommt, hätten Sie Ihren Text 1989 veröffentlicht?
Wette: Gegenfrage: Hätte man den Fall Jäger unter den Teppich kehren sollen? Ja, es war und ist richtig, dass ich mich nicht habe einschüchtern lassen. Die Erforschung der Judenmorde in Litauen unter der Verantwortung Jägers war notwendig und richtig. Im Übrigen habe ich mich bereits seit meinem Zuzug nach Waldkirch im Jahre 1971 mit der lokalen NS-Geschichte beschäftigt. In den 1970er-Jahren war ich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, in den 80er Jahren war ich Vorsitzender der Stadtratsfraktion. Schon in dieser Zeit kamen geschichtspolitische Themen hoch. Beispielsweise der 1934 ausgestellte Ehrenbürgerbrief für den NSDAP-Gauleiter Robert Wagner, der ...