Zwei Songs mit Botschaft
Beim Musikprojekt "Perspektive Sound" haben Jugendliche aus Haslach und Weingarten Rapsongs aufgenommen.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
WIEHRE. Das Musikprojekt "Perspektive Sound" der Mobilen Jugendarbeit Weingarten soll musikbegeisterte Jugendliche fördern, die sich keinen Musikunterricht leisten können. Als Teil des Programms haben Teenager aus Haslach und Weingarten Rap-Songs geschrieben. Am Dienstag wurden sie aufgenommen. Ortstermin im Tonstudio.
Sechs Jungs und Mädels drängen sich im engen Aufnahmeraum. Mehrere Laptops stehen herum, an der Wand hängen E-Gitarren, das Licht ist gedimmt. Die Jugendlichen kommen größtenteils aus Weingarten und Haslach, einige nehmen dort Angebote der Mobilen Jugendarbeit Weingarten in Anspruch. Das Projekt "Perspektive Sound" hat sie heute ins Studio gebracht. Initiiert hat das Jana Kuhlmann, Studentin an der Evangelischen Hochschule Freiburg, die zurzeit ein Praktikum bei der Mobilen Jugendarbeit absolviert. "Mir ist aufgefallen, dass viele der Kids dort sehr musikalisch sind, aber wegen Geldmangels nie gefördert worden sind", sagt die 21-Jährige. "Ihnen wollte ich eine Stimme geben." Finanziert wird das Angebot von der Oberle-Stiftung.
Ali war von Anfang an beim Projekt dabei. Als sich die Jungs und Mädels zum ersten Mal getroffen haben, hatte er bereits einen Songtext geschrieben. "Mit dem waren wir aber noch nicht ganz einverstanden", sagt Simon Becher, der mit Ali und Julian Hill den Song "Neubeginn" entwickelt hat: "Wir mussten noch einiges ändern." Die drei Mädels der Gruppe, Alisa Sulkoska, Kathlin Aluboulu und Juwena Stüber haben ihren eigenen Song getextet: "Verloren". Dass sie rappen wollen, war allen schnell klar. "Rap ist unser Ding", sagt Ali, "ich höre nichts Anderes." Bedächtig setzt der 15-jährige die Kopfhörer auf. Er nickt im Takt, wartet bis der Beat einsetzt. Dann rappt er los, etwas unsicher, bis er merkt, dass alle anerkennend nicken. Ali rappt lauter, sicherer: "Fernsehen ist käuflich, Medien sind nur noch Werkzeug des Teufels, Manipulation rund um die Uhr, ein Blick in die BILD und ich bin reif für die Kur." Dass der Text eine Message hat, findet Ali wichtig: "Wir wollten nicht einfach irgendwas labern. Wir können mit unserem Track etwas aussagen, vielleicht auf Youtube und so."
Jana Kuhlmann ist begeistert von der Arbeit der Jugendlichen. Ganz wichtig war ihr die Gruppeneinteilung: "Bei dem Projekt will ich Musik als Verbindung zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Milieus, Kulturen und Altersgruppen verwenden und beobachten wie sie zusammenführt." Eines schafft die Musik ganz sicher: Die Jugendlichen setzen sich mit Reimformen auseinander, mit Rap-Tempo, mit dem klaren Sprechen der Worte. Dabei helfen ihnen Peter Stöcklin und Sebastian Scheipers. Die beiden Musiker aus Freiburg arbeiten im Tonstudio und gehören zu den Initiatoren des ähnlichen Projekts "Musik macht Schule", über das Jana Kuhlmann auf sie aufmerksam wurde. "Wir sind in Behinderteneinrichtungen, gehen in Schulen, versuchen gezielt finanziell schwache Kinder zu unterstützen", sagt Stöcklin. Sein Kollege Scheipers hat die Beats gebastelt, Stöcklin hat die gerappten und gesungenen Passagen gemischt und zu einem Song zusammengefügt. "Uns hat die Arbeit richtig Spaß gemacht", fasst er zusammen.
Zum Schluss will Ali dann doch mal was von diesen Reamonn hören. Er sucht bei Youtube, klickt "Supergirl" an und hört einige Sekunden aufmerksam zu. Dann lacht er, dreht den Ton leise: "Was ist das denn für Musik? Ich mach mal was Gutes jetzt hier!" Er sucht eine Weile, klickt wieder. Aus den Boxen dröhnt jetzt ein Song des deutsches Gangsta-Rappers Kollegah. Ali nickt mit dem Kopf.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ