Naturschutz
54 Sträucher, 1048 Stauden und noch mehr Blumenzwiebeln: Wie Binzen wilde Wiesen schuf
Zum Abschluss des Nabu-Projekts "Natur nah dran" zieht Bürgermeister Andreas Schneucker positive Bilanz: In Binzen gibt es nun insektenfreundliche Blühflächen.
Di, 2. Sep 2025, 14:16 Uhr
Binzen
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In der Gemeinde Binzen sind im Rahmen des Projekts "Natur nah dran" mehrere Grünflächen insektenfreundlich umgestaltet worden, um die Artenvielfalt zu fördern und Lebensräume für Wildpflanzen und Insekten zu schaffen. Das geht aus einer Mitteilung der Gemeinde hervor.
Demnach hat das Projekt, das vom Naturschutzbund (Nabu) gemeinsam mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg initiiert wurde, seit seinem Start im März 2024 sichtbare Veränderungen im Ortsbild bewirkt. Ehrenamtliche Helferinnen sowie Mitarbeiter des Werkhofes haben auf drei öffentlichen Flächen mit einer Gesamtgröße von 880 Quadratmetern umfangreiche Maßnahmen umgesetzt. Insgesamt sind 3805 Blumenzwiebeln eingesetzt, 583 Quadratmeter Wildpflanzen-Saatgut ausgebracht sowie 54 Sträucher und 1048 Stauden gepflanzt worden. Zwei Mitarbeitende des Werkhofs und die ehrenamtlich Engagierten haben zudem an Schulungen für naturnahe Grünpflege teilgenommen, um die Pflege der Flächen langfristig sicherzustellen.

Die Gemeinde Binzen hat für die Umsetzung des Projekts Fördermittel in Höhe von 13.530 Euro aus dem Umweltministerium Baden-Württemberg erhalten. Diese Mittel sind unter anderem für den Erwerb von Saatgut und Bodenmaterial verwendet worden.
Die Teilnahme am Nabu-Projekt "Natur nah dran" ist für Binzen nur der Auftakt, um mit Wildpflanzen im Gemeindegebiet die Biodiversität zu unterstützen. Die neu angelegten Flächen werden dauerhaft naturnah gepflegt, sodass sich mit der Zeit stabile, artenreiche Pflanzengemeinschaften etablieren können. "Nach nicht mal einem Jahr sind schon viele Insekten an den Pflanzen zu sehen – es summt und brummt hier inmitten unserer Gemeinde," wird Bürgermeister Andreas Schneucker in der Mitteilung zitiert. "Auch wenn wir uns noch an die neue, etwas wildere Optik der Blühflächen gewöhnen müssen, sind wir jetzt schon begeistert von den Ergebnissen. Deshalb werden wir weitere Flächen insektenfreundlich anlegen und rufen auch die Bevölkerung zum Mitmachen auf. Lassen Sie etwas mehr Vielfalt in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon zu", ergänzt er.
Für die Anlage neuer Flächen kann das Team des Bauhofs auf Erfahrungen und Maßnahmen aus den "Natur nah dran"-Workshops zurückgreifen. Beispielsweise ist bei der Fläche vor der Gemeindehalle der komplette Boden ausgehoben und durch ein Gemisch aus Mineralschotter und Kompost ersetzt worden, bevor die Neupflanzung erfolgte. Diese Standorte entwickeln sich am schnellsten. An anderen Standorten, wie etwa beim Kinderhaus Süd, ist lediglich der Boden gepflügt und Wildpflanzen-Saatgut ausgebracht worden, sodass sich die Pflanzen dort langsamer entwickeln. Im Herbst 2024 sind insektenfreundliche Pflanzen bei der Halle gesetzt worden, wie die Gemeinde weiter mitteilt.

"Nach anfänglicher Skepsis haben wir von den Bürgerinnen und Bürgern viel positive Rückmeldung bekommen", erinnern sich die ehrenamtlichen Helferinnen. "Manche Maßnahmen, wie das Mähen in voller Margeriten-Blüte waren ungewohnt und erklärungsbedürftig, aber wir stehen voll hinter dem Projekt. Besonders toll ist es, wenn man sieht, wie gleich mehrere Bienen an einer Nickenden Distel oder einem Kopflauch Pollen sammeln – das sind echte Insektenweiden."
Naturnah gestaltete Flächen sind laut Nabu lebendig und unterliegen einem ständigen Wandel. Arten, die in diesem Jahr stark waren, machen im nächsten Jahr anderen Arten Platz. Vor allem mehrjährige Wildpflanzen wie der blaue Natternkopf oder die violette Skabiosen-Flockenblume gelten als besonders wertvoll für Insekten. Auch nach der Blüte erfüllen manche noch einen wichtigen Nutzen: Die Stängel vertrockneter Wildstauden bleiben bis ins nächste Frühjahr stehen und bieten Vögeln wie Distelfinken Nahrung sowie Wildbienen Nistmöglichkeiten.

Das Kooperationsprojekt "Natur nah dran" von Nabu und dem Land wird gefördert vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Von 2022 bis 2027 werden jährlich 15 Städte und Gemeinden gefördert, die Grünflächen biodivers umgestalten wollen. Seit 2016 wandelten 121 Kommunen bereits über 265.000 Quadratmeter naturnah um.