Altgriechischer Wettstreit
Bei den ersten "Pythischen Spielen der Neuzeit" gab es gute Laune und viel zu lernen.
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"Zwölf Meter zwanzig", ruft Adrian Higlister, nachdem er mit beiden Beinen sicher auf der Wiese stehend neben dem Maßband gelandet ist. "Rekord", jubelt der 13-jährige Schüler und reißt die Arme in die Luft. "Haste das gesehen, Zeus?", staunt Athene im Olymp und stupst ihren Vater an, der gerade genüsslich an seinem Ambrosia nippt. "Wahnsinn", murmelt der griechische Göttervater und sendet Apollon auf die Erde, der das Treiben der Halbstarken dort unten auf dem Gelände des Bertold-Gymnasiums (BG) mal genauer unter die Lupe nehmen soll.
74 Achtklässler gehen in ausgelosten Kleingruppen von Station zu Station und lösen verschiedene Aufgaben, die ihnen gestellt werden. Neben antikem Weitsprung gibt es griechische Mathematik, Übersetzungsaufgaben, kreative Schreibübungen, eine Kleideranprobe und eine szenische Darstellung aus der Mythologie. Eine Gruppe ist gerade dabei, ein Siegeslied zu dichten. Das schaut sich Apollon mal aus der Nähe an.
Die neun Jungen und Mädchen haben eine halbe Stunde, um ein Lied vorzubereiten. Die ersten drei Zeilen gefallen Ruth Distelrath bereits: "Zum Anlass der ersten Pythischen Spie-le /entsende ich euch dieses honigsüße Liede, / um unseren Siege kundzutun." Seit einem Jahr lernt die 14-Jährige griechische Grammatik, Wörter und Zahlen. Es sei ziemlich schwer, meint die BG-Gymnasiastin, "aber es macht auch unglaublich viel Spaß und ist eben mal was anderes." 20 von 60 Achtklässlern am BG lernen Griechisch, für Lehrer Gebhardt ist das eine schöne Zahl. Dennoch findet er, dass es im Regierungsbezirk zu wenig Schulen gebe, die die Sprache lehrten.
Spyridon Miaris liebt seine Muttersprache. Mit seinen Eltern spricht er daheim Neugriechisch, am FG hat er sich gegen Französisch entschieden, weil er Altgriechisch lernen wollte. "Da gibt es große Unterschiede zwischen Neu- und Altgriechisch", sagt der 15-Jährige. "Wenn ich mal nach Griechenland fahre, will ich aber auch alte Schriften lesen können." Die Pythischen Spiele findet er genial. "Hier kommen so viele junge Leute zusammen, die alle eine Sprache lernen und gemeinsam einen Tag verbringen."
Einen Sieger gibt es am Ende des Tages nicht, das ist nicht das Ziel der Spiele. Adrian Higlister wird er trotzdem gut in Erinnerung bleiben, auch, weil er beim antiken Weitsprung in fünf Standsprüngen 12,20 Meter weit gekommen ist. "Das muss mir erst mal jemand nachmachen", sagt der Schüler aus Rottweil. Apollon ist das zu mühsam. Er berichtet lieber im Olymp von den Spielen, worauf Demeter für das Abschlussfest großzügig einige Liter Apfelsaft spendet. Der von Menschen organisierte Aktionstag ist gelungen, das muss auch Zeus neidlos anerkennen.
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