Bauen, Trommeln, Interviewen

Das Projekt "Mit allen Sinnen" beim Spielplatz Rumpelhausen.  

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Junge Reporter: Lasse (10, mit dem Mikro) interviewt Lenni (8), Amon (8) hält das Aufnahmegerät und Urs (9) fotografiert. Foto: Thomas Kunz

STÜHLINGER. Wer hat schon mal das Nichts interviewt? Oder einen Pizzaofen aus Lehm gebaut? Lasse (10), Lenni (8) und zehn andere Jungs machen solche Dinge. Sie sind mit Fantasie dabei, wenn es montagnachmittags auf dem Abenteuerspielplatz Rumpelhausen beim Projekt "Mit allen Sinnen" viel zu entdecken gibt. Das gemeinsame Projekt des Trägervereins Rumpelhausen und der Hebel-Grundschule läuft mit 3000 Euro Unterstützung durch das städtische "Bildungspaket" seit Herbst und endet Ende März. Vielleicht gibt’s ein Folgeprojekt.

Bei Lasse hat das Nichts einen Vornamen. Er hält das Mikro in die Luft und fragt: "Wie heißen Sie?" Dann verstellt er die Stimme und antwortet: "Ich heiße Roland Nichts." Das Nichts ist über eine Million Jahre alt, erfährt das Publikum nach der nächsten Frage. Bei der Antwort auf die dritte Frage – "Was machen Sie hier?" – lacht sich Lasse kaputt: "Nichts!"

Als Nächstes interviewt er noch einen Baumstamm, immer mit dabei sind sein Team, Amon (8) hält das Aufnahmegerät, Urs (9) fotografiert diejenigen, die interviewt werden. Zu denen gehören natürlich nicht nur Fantasiegebilde, sondern auch Menschen. Lenni (8) zum Beispiel, aber auch die Umwelt- und Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik, die am Montag zu Besuch kam. "Warum gibt’s Hausaufgaben?" will Lasse von ihr wissen. Damit Gelerntes wiederholt wird und sich einprägt, sagt Gerda Stuchlik ins Mikro. Sie schaut zurzeit bei einigen der Projekte vorbei, die mit insgesamt 200 000 Euro aus dem "Bildungspaket" gefördert werden. Acht der zwölf Jungs, die alle in zweite, dritte oder vierte Klassen gehen, kommen von der Hebelschule und müssen nichts bezahlen. Sie wurden ausgewählt, weil sie sonst nicht die Chance hätten, an solchen Projekten teilzunehmen. Die anderen vier Jungs sind Kinder von Mitgliedern des Vereins Rumpelhausen, ihre Eltern haben 32 Euro bezahlt. Anfangs war noch ein Mädchen dabei, sie ist abgesprungen – dass es eine reine Jungs-Gruppe wurde, war Zufall.

Irgendwann werden die Kinder alle Interviews anhören und schneiden. Doch das ist erst der Anfang, gedacht zum Einüben mit den Geräten: Danach will die Medienpädagogin Irene Schumacher mit den Jungs ein Hörspiel machen, das hier, auf Rumpelhausen, spielt. Da werden sie Geräusche, die hier typisch sind, miteinbauen – auf jeden Fall auch das Trommeln. Denn im Bauwagen sitzt eine Gruppe Jungs um Klaus Ackermann, der den Takt vorgibt. Und auch die Geräusche von draußen werden eine Rolle spielen: hinter dem Bauwagen rührt Micha (10) mit einer großen Rührmaschine in einem riesigen Topf Lehm herum. Der sieht fast aus wie Kuchenteig. "Halt, kein Wasser mehr reinmischen!" ruft Michael Kaiser, als ein Junge mit der Gießkanne angetrabt kommt. Er ist unter anderem Lehmbauer und Landschaftsgärtner und nennt sich "Lebensraum-Gestalter". Mit den Jungs baut er einen Lehmofen, in dem prima Pizza gebacken werden kann. Der Ofen ist für alle da, die den Abenteuerspielplatz nutzen, doch nur wer beim Projekt "Mit allen Sinnen" dabei ist, lernt, wie man einen Lehmofen baut.

Das ist einfacher als Trommeln, findet Lenni. Und es macht Spaß: "Ich baue gern mit Lehm." Das meiste ist erledigt, Michael Kaiser hat mit seinen Helfern in den vergangenen Monaten Lehmsteine auf ein Beton-Gewölbe gemauert, um ein Holzgerüst herum, das später verbrannt ist, als im Ofen ein Feuer angezündet wurde. Innen sind Massiv-Lehmsteine, außen zur Isolierung Steine aus leichterem Material, gemischt mit Kork und Stroh. Jetzt kommt mit dem restlichen Lehm-"Teig" nur noch eine Oberfläche aufs Dach, damit es schöner und glatter aussieht. Lehm ist ideal, schwärmt Michael Kaiser: "Völlig ungiftig und Kinder bekommen schnell Zugang dazu." Alle Jungs machen abwechselnd bei allem mit: beim "Hörspiel"-Projekt, beim Trommeln, beim Lehmbauen. So ist garantiert, dass sie wirklich mit allen Sinnen dabei sind, sagt Claudia Dambacher vom Vorstand des Vereins Rumpelhausen: Sie sind in der Natur, handwerklich aktiv, musizieren und lernen beim Medienprojekt Zuhören, Fragen stellen und Strukturieren.

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