Festivals
Bei Open-Air-Festivals in der Region ist Luft nach oben
Aus(zeit) für Pinot & Rock, Bewährung für "Stimmen", Regen und Rekord auf dem ZMF, schwächer gefüllte Marktplätze: Statt Festivalsterben zeigen sich die Veranstalter in der Region zufrieden mit 2025. Und es kommt ja noch was.
So, 10. Aug 2025, 7:00 Uhr
Rock & Pop
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Es war die große Frage, die in der Festivalbranche hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde: Macht das Pinot&Rock-Festival weiter, das in Breisach nach einer Idee von Fritz Keller mit einem ambitionierten Konzept Rockmusik und hochwertige Gastronomie verbinden will? Schon die Premiere 2024 hatte mit einem Defizit geendet, und nach längeren Schwierigkeiten, einen zugkräftigen Headliner zu finden, war in der ersten Juliwoche offenkundig, dass sich die Erwartungen nicht erfüllt hatten, den Fritz-Schanno-Park mit Platz für 12.000 Fans auch nur annähernd zu füllen. Doch drei Wochen nach Festivalende war immer noch niemand zu sprechen. Dann platzte vor einer Woche die Bombe: Das Festival, dieses Mal mit einer Mischung aus HipHop, Deutschpop, Classic Rock und Britpop angetreten, setzt 2026 nach "erheblichen", aber nicht näher bezifferten Verlusten aus. Als Grund nennen die Veranstalter die zeitgleich laufende Fußball-WM in Nordamerika. Freilich lief 2024 die Fußball-EM in Deutschland parallel. Das Team will nun eine Neuausrichtung diskutieren.
Können sich nun all diejenigen bestätigt fühlen, die schon länger beklagen, der Markt in der Region sei mit der Vielzahl an Festivals übersättigt, die Fans hielten sich wegen Inflation und hoher Ticketpreisen zurück und die enormen Preissteigerungen bei Künstlergagen und Technik forderten ihren Tribut? Das Wort "Festivalsterben" geistert seit Corona durch die Branche, und einige überregionale Player haben bereits das Handtuch geworfen.
Doch ein Blick in die südbadische Szene zeigt: Die Festivals lassen sich kaum über einen Kamm scheren, wo es Probleme gibt, sind sie sehr spezifisch. Alle bestätigen, dass die Kosten seit dem gewaltigen, nachpandemischen Sprung von ihrem hohen Plateau nicht mehr sinken. Dass sie die Kartenpreise erhöhen mussten. Dass Musikfans auch wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten "nicht mehr sechs Konzertkarten kaufen", wie etwa Christoph Römmler sagt, der mit I EM Music, Sommersound in Schopfheim und Schwenningen sowie den Cover Nights in Müllheim vier Festivals organisiert. Dass der Kampf um zugkräftige Stars härter geworden ist und man immer früher dran sein müsse. Aber irgendwie zufrieden zeigen sie sich dennoch mit 2025.
Stimmen-Festival in Lörrach auf Bewährung
Ein ganz besonderes Jahr war 2025 für das 1994 gegründete Stimmen-Festival in Lörrach. Die Ausgabe konnte nach verlustreichen Jahren nur auf Bewährung und dank einer satten Geldspritze des Gemeinderats stattfinden. Dafür musste Festivalchef Timo Sadovnik Wetterrisiken und Aufbaukosten minimieren. Die Folge: ein Rumpffestival mit nur noch zehn Konzerten, konzentriert auf das ebenfalls kriselnde Kulturzentrum Burghof und den Marktplatz. Das soll finanziell funktioniert haben, obwohl zu den Beach Boys nicht einmal 2000 Fans kamen, wo 5000 Platz gehabt hätten, James Bay und Faithless unter den Erwartungen blieben und nur BAP und Zaz den Marktplatz gut füllten. Sadovnik sagt, er konnte "eine solide Basis schaffen, auf der wir weiter aufbauen können". Dann soll das einstige Weltmusik- und Entdeckerfestival sich auch "wieder stärker auf seine künstlerische Kernidee konzentrieren können – die Stimme als zentrales Motiv - und Spielorte mit neuer konzeptioneller Tiefe schrittweise wieder integrieren".
Auch der Emmendinger Schlossplatz, auf dem bei I EM Music dieses Jahr drei statt wie auch schon vier Konzerte stattfanden, blieb unter seinen Möglichkeiten. "Uns fehlten die 10 bis 20 Prozent Zuschauer, die einen richtig glücklich machen", sagt Karo-Events-Chef Christoph Römmler. 10.000 statt möglichen 15.000 Karten hatte er für Johannes Oerding, Samu Haber und Kontra K verkaufen können. Auch den Marktplatz in Schopfheim konnten Giovanni Zarrella, Revolverheld und Culcha Candela bei Sommersound mit Schlager, Deutschpop und HipHop nur zur Hälfte bis zwei Dritteln füllen. Römmlers Kalkulation sei aber dennoch aufgegangen, "man braucht nicht zwingend lauter ausverkaufte Konzerte". Für 2026 hat er für Emmendingen gerade Nena und Andrea Berg angekündigt.
Sehr zufrieden zeigte sich der Freiburger Bela Gurath über die diesjährige Ausgabe des Techno- und Dancefestivals Sea You am Tunisee. Knapp 71.000 Besucher kamen aufs Gelände – 1000 weniger als im Jubiläumsjahr 2024 – , die "jede Menge tolle Momente am Beach und wunderbare Künstler" erleben durften, wie der Festivalchef sagt, der nur an einem Tag wegen Gewitterwarnung eine kurze Pause einlegen musste.
Erst Sommerhitze und dann Regen beim Freiburger ZMF
Weniger Glück mit dem Wetter hatte dagegen das Freiburger ZMF, das in Sommerhitze begann und in einer Regenperiode endete. Auswirkungen hatte das auf die abendliche Stimmung beim größten Sommerfest der Region. Denn nach den Konzerten verschwanden die meisten Besucherinnen und Besucher vom Gelände, der Zauber, der sich in einer milden Sommernacht unter bunten Lichterketten auf dem ZMF einstellen kann, war so auf die erste Festivalhälfte beschränkt. 90.000 Menschen, etwa zehn Prozent weniger als im Vorjahr, trafen sich insgesamt auf dem Festgelände bei insgesamt 160 Veranstaltungen, von denen mehr als 100 nichts kosteten, auf allen Bühnen. Diesen Rückgang spürten auch die Gastrobetriebe und das Festival bei den Getränkeeinnahmen, an denen es beteiligt ist, wie Geschäftsführerin Hanna Teepe erklärt.
Doch zwei Drittel seiner Einnahmen generiert das ZMF, das noch mit dem Verlust größerer Sponsoren zu kämpfen hat, mit Ticketeinnahmen. Und mit 50.000 verkauften Konzertkarten war 2025 das beste Jahr der ZMF-Geschichte, wenn man den Sonderfall 2022 mit den vielen Corona-Nachholkonzerten ausklammert. 18 der 49 Konzerte im Zirkuszelt und im Badische-Zeitung-Zelt waren ausverkauft, als erstes übrigens das mit 79,50 Euro teuerste: Gianna Nannini.
Wer noch nicht genug hat, kann sich auf die sechs Münsterplatzkonzerte vom 26. bis 31. August in Freiburg freuen, wo Wincent Weiss, Provinz, Partykanone Roy Bianco, DJs bei Sea You on Tour und zwei Klassikkonzerte warten. Und für die HipHop-Fans steht das große Heroes-Wochenende auf der Freiburger Messe am 5. und 6. September ins Haus, mit dabei sind Stars wie Ski Aggu und Sido.