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BZ Hautnah

Besuch in der Werkstatt eines Maskenschnitzers

  • Anja Bochtler (Text) und Ingo Schneider (Fotos)

  • Sa, 25. Februar 2017
    Freiburg

BZ HAUTNAH:Ein Besuch in der Werkstatt des Maskenschnitzers Helmut Kubitschek.

wie viele Masken hat Helmut Kubitschek in seinem Leben bisher geschnitzt? Joris (10) will das wissen. Helmut Kubitschek überlegt. Dann sagt er: "Mehr als 300." Doch das sei gar nicht so viel. "300 Masken schnitzen manche in einem Jahr." Warum das bei ihm anders ist, haben 13 Erwachsene und vier Kinder am Donnerstag bei einer Veranstaltung von "BZ hautnah" erfahren. In seiner Werkstatt in der Deutschordenstraße zeigte der Bildhauer und Maskenschnitzer, wie er arbeitet.

Helmut Kubitschek und Joris haben eines gemeinsam: Bei beiden hat die Begeisterung für Masken früh angefangen. Joris ist zur Führung mit seiner selbstgemachten Maske aus Modelliermasse und dem passenden Kostüm gekommen – er ist ein Teufel. So lange Helmut Kubitschek erzählt, muss allerdings Joris’ Vater die Maske halten, damit Joris nichts verpasst. Auch Helmut Kubitschek war ein kleiner Junge, als es mit ihm und den Masken anfing. Dass er aus der Fasnachts- und Maskenhochburg Elzach stammt, wundert niemanden. "Ah", raunen und nicken einige zustimmend. Ein Elzacher Maskenschnitzer schickte ihn irgendwann zum Freiburger Atelier Dettlinger – auf den bekannten Holzbildhauer Joseph Dettlinger, der es 1896 gegründet hatte und 1937 starb, folgten dessen Sohn und dann der Enkel. Jetzt ist Helmut Kubitschek der Nachfolger. "Als Bub’ kam ich zum ersten Mal hierher", erzählt er. 1969 hat er seine Lehre begonnen.

Er steht an einem der langen Tische in seiner Werkstatt und zeigt, wie er mit halben Linde-Stämmen loslegt: Mit Schablonen zeichnet er Profile auf – lange Nasen, Bärte, lachende Münder oder gebleckte Zähne. Mal arbeitet er mit der Bandsäge, oft aber geht es langsam und leise voran, mit vielen Messern, Schnitzeisen und Klüpfeln, die hier überall herumliegen – genau wie die Holzspäne, die nicht nur ordentlich auf den Tisch fallen, sondern auch den Boden bedecken. Helmut Kubitschek arbeitet auf Bestellung. Seine Kunden sagen ihm, welche Maske sie haben wollen. "Ich will jeder Maske den Charakter geben, den sie braucht", sagt er. Trotz der Profile, mit denen er arbeitet, wird jede Maske ein bisschen anders – manchmal weicht er bewusst von der Vorlage ab und denkt sich etwas aus, aber auch sonst ist klar, dass sich nie zwei völlig gleichen.

Elzacher Narren

lieben die Unikate

Außer wenn er sie maschinell vorfertigen und fräsen lässt, dann schickt er die Vorlagen nach Oberammergau, denn er hat keine Fräsmaschinen. Manche Zünfte wollen gefräste Masken, die alle gleich aussehen, sagt er – bei den Elzacher Narren aber sei das undenkbar. Dort sei Individualität gefragt.

Für sie sei auch das Lindenholz besonders wichtig, denn die Elzacher dürfen ihre Masken nicht absetzen. Und Lindenholz nimmt den Schweiß gut auf. Viele von Helmut Kubitscheks Masken sehen aus, als stammten sie aus vergangenen Zeiten, so wie die "Weißnarren" mit ihrem weißem Gesicht, dem braunen Schnurrbart und den roten Backen. Sie erinnern an Harlekine. Das "Altmachen" sei seine Spezialität, sagt er.

Gegenüber von Helmut Kubitschek bearbeitet Oystein Lonvik eine weiße Maske mit schwarzem Haaransatz. Oystein Lovik ist ebenfalls Holzbildhauer, er lebt in Norwegen und ist hier zurzeit als Praktikant. Die schwarzweiße Maske ist für einen Dauerkunden von Helmut Kubitschek: "Er hat bei mir ein Abonnement und bekommt jedes Jahr eine Maske." Joris hätte auch gern eine. Darum fragt er nach den Preisen, ist aber abgeschreckt, als er die Antwort hört: zwischen 250 und 1500 Euro, je nach Aufwand. Mindestens zehn Stunden arbeitet Helmut Kubitschek an einer Maske. Er konzentriert sich auf wenige und investiert in sie umso mehr Sorgfalt.

Mehr Fotos gibt’s auf: http://mehr.bz/maskenschnitzer

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 25. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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